Um die Bemühungen zur COVID-19-Krisenbewältigung zu unterstützen, müssen die Steuer- und Finanzfunktionen die Transformation ihrer Geschäftsbereiche beschleunigen.
Unseren jüngsten Tax and Finance Operate (TFO) Survey haben wir vor der Pandemie durchgeführt. Wir befragten dazu mehr als 1.000 Führungskräfte aus dem Steuer- und Finanzbereich aus 42 Rechtssystemen, die 17 Branchen vertreten (einen vollständigen Bericht über die TFO-Umfrage finden Sie unter „Wie die Neugestaltung Ihrer Steuer- und Finanzfunktion Ihren Gewinn verbessert“). Fast alle Befragten gaben an, dass sie ihre Betriebsmodelle im Steuer- und Finanzbereich umgestalten. Dabei sahen sie folgende Notwendigkeiten:
- sicherzustellen, dass sie über die richtigen Talente und technologischen Fähigkeiten verfügen, um größere Gesetzesänderungen global zu beobachten, zu bewerten und darauf zu reagieren – ein Notwendigkeit, die im Jahr 2020 neue Dringlichkeit erlangt hat
- gut darauf vorbereitet zu sein, welches Know-how jetzt gefragt ist; so müssen Steuerfachleute ihr tiefgehendes Formalwissen über Gesetze und Vorschriften heute durch Daten-, Prozess- und Technologiekenntnisse ergänzen.
- ihre Steuersoftware zukunftssicher zu machen, um mit den neuen Anforderungen digitaler Steuereinreichung Schritt zu halten
Die Befragten gaben auch an, dass sie sich wünschen, dass Steuer- und Finanzexperten weniger Zeit für die routinemäßige Einhaltung von Vorschriften und mehr Zeit für die Beratung des Unternehmens zu umfassenderen Strategien aufwenden können. Gleichzeitig wollen sie die Gesamtkosten der Abteilung senken. Während der Erholungsphase nach der Pandemie wird diese Art von Agilität sogar noch wichtiger werden.
Viele Unternehmen verfehlten diese Ziele bereits vor der Corona-Krise. Etwa 39 % der Befragten hatten Schwierigkeiten, Mitarbeiter mit den erforderlichen Fähigkeiten, um in der modernen Steuer- und Finanzfunktion effektiv arbeiten zu können, zu finden und zu halten. Wenn es um die Verbesserung ihrer Steuerfunktion geht, ist das größte Hindernis für fast zwei Drittel der Befragten das Nichtvorhandensein eines nachhaltigen Daten- und Technologieplans.
Einige Organisationen sind tatsächlich in der Lage, die richtigen Talente anzuwerben und die bestmöglichen Werkzeuge intern zu entwickeln; allerdings können die meisten anderen dabei nicht mithalten. Grund ist das rasante Tempo der legislativen und regulatorischen Veränderungen und des technologischen Fortschritts. Es überrascht nicht, dass 73 % der Befragten angaben, dass sie in den nächsten zwei Jahren mit höherer Wahrscheinlichkeit Steuerdienstleistungen zukaufen werden. Dabei verlassen sie sich auf Anbieter, die auf dem neuesten Stand bleiben, indem sie sowohl in Menschen als auch in Technologie investieren.
In der Erholungsphase nach der Pandemie wird es sogar noch wichtiger sein, flexibel zu sein: weniger Zeit für die routinemäßige Einhaltung der Vorschriften und mehr auf die umfassende strategische Beratung aufzuwenden.
Die Schnelligkeit, mit der die Konjunkturmaßnahmen als Reaktion auf das neuartige Corona-Virus verabschiedet wurden, ruft uns schmerzlich ins Gedächtnis, wie schnell sich die Landschaft der Steuergesetzgebung verändern kann. Ein Großteil der aus der Not geborenen Hilfsprogramme finanziert sich aus neuen Staatsschulden und Steuerausgaben. Daher ist es wahrscheinlich, dass insbesondere die Steuergesetzgebung auch weiterhin in Bewegung bleiben wird, da die Länder ihre Steuerbilanzen neu aufstellen müssen.
Darüber hinaus ist der Druck, bei der Steuertechnologie auf dem neuesten Stand zu bleiben, unerbittlich; und in einer Zeit, in der viele Unternehmen in der Erholungsphase nach dem wirtschaftlichen Schock der Pandemie unter Kostendruck geraten, ist es auch teuer.
Während die Unternehmen noch mitten in der Krise mit ihrer Stabilisierung beginnen, kommt den Steuer- und Finanzfunktionen eine immer stärkere Rolle dabei zu, die nächsten Schritte zu planen im Hinblick auf die Frage: Was kommt nach der Pandemie? Um die Gesamtkosten zu senken, unvorhersehbare IT-Ausgaben zu kontrollieren und interne Ressourcen auf strategischere Aktivitäten umzulenken, kann es hilfreich sein, stärker auf Projektunterstützung zu setzen. Mithilfe dieses Co-Sourcing können Organisationen auf die fortlaufenden, beträchtlichen Investitionen des Anbieters zurückgreifen. Die so eingekauften Talente, Technologien und Datenstrategien ermöglichen es den Organisationen, Schritt zu halten mit einer Welt, die sich laufend verändert.
Alle globalen Unternehmen sollten jetzt vier entscheidende Schritte unternehmen, um einen Pfad erhöhter Widerstandsfähigkeit einzuschlagen:
- Zunächst sollten sie ihr derzeitiges Steuer- und Finanzbetriebsmodell unter die Lupe nehmen. Jetzt ist es an der Zeit, die Prioritäten der Organisation in Bezug auf Kostenkontrolle, Wertschöpfung und Risikomanagement zu untersuchen. So wird erfasst, wie die Steuer- und Finanzfunktion zur allgemeinen Geschäftsstrategie beiträgt. Sobald diese Prioritäten klar sind, ist es einfacher, eventuelle Mankos bei Mitarbeitern, Prozessen und Technologien auszumachen. So wird klar, wie nachhaltig das aktuelle Modell für die Zukunft ist.
- Zweitens sollten sie bestimmen, welche Fähigkeiten aufgebaut werden sollen. Die Beibehaltung der Steuer- und Finanzaktivitäten im eigenen Haus erfordert in der Regel ein gewisses Maß an internen Veränderungen, um die vorhandenen Mitarbeiter zu schulen und die Steuerprozesse und die Technologie zu optimieren. Einige Organisationen entscheiden sich vielleicht dafür, Aktivitäten beizubehalten, die sie für höherwertig halten und in denen sie „best in class“ sind – zum Beispiel die Steuerplanung oder das Management von Steuerstreitigkeiten. Aber sie sollten sich sicher sein, dass sie diese Tätigkeiten mit optimaler Effektivität und Kontrolle durchführen können. Andere, routinemäßigere Aufgaben lassen sich möglicherweise besser mit einer hochmodernen Technologieplattform erledigen, die ein fähiger Dienstleister an mehrere Organisationen vermietet.
- Drittens sollten sie bestimmen, wo Co-Sourcing eingesetzt werden soll. Einige Organisationen könnten beschließen, dass es besser ist, bei einigen Aktivitäten auf Projektunterstützung zu setzen. Das gilt besonders für Routinetätigkeiten wie das Ausfüllen von Steuererklärungen, behördlichen Einreichungen und die Datenerfassung. Möglicherweise können dabei durch eine Zentralisierung oder den Einsatz von Dritten Kosten gespart werden.
- Am Ende muss die Mischung stimmen. Viele Unternehmen werden sich für hybride Ansätze entscheiden. Sie werden einige Steuer- und Finanzfunktionen, die sie als kritisch erachten, im Haus behalten, während sie bei anderen Projektunterstützung suchen. Der passende hybride Ansatz kann sowohl die Effektivität als auch die Effizienz maximieren und gleichzeitig die Mitarbeiter in die Lage versetzen, sich darauf zu konzentrieren, dem Unternehmen ein wertschöpfender Partner zu sein: Sie können sich dann auf Aktivitäten konzentrieren, die das Jahresergebnis verbessern.
Fazit
Die Steuer- und Finanzfunktionen müssen sich schneller anpassen, um ihr Corona-Krisenmanagement zu stützen und eine Erholung ihres Unternehmens einzuleiten.