6. Partnerschaften und Joint Ventures
Unternehmen, die es vorziehen, ihre Autonomie zu bewahren, entscheiden sich häufig für Partnerschaften oder Joint Ventures. Die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens für eine Reihe von Produkten, ob alt oder neu, bietet die Möglichkeit, die Kräfte zu bündeln und sich gegenseitig zu ergänzen – sowohl in Bezug auf das Kapital als auch auf die Ressourcen. Allerdings ist eine sorgfältige Planung erforderlich. Um langfristig Werte für beide Seiten zu schaffen, ist es wichtig, gemeinsame Ziele zu formulieren, Systeme und Prozesse zu harmonisieren, einheitliche Erfolgsfaktoren und Systeme zur Erfassung von Kennzahlen zu implementieren und eine enge Kommunikation zwischen gleichberechtigten Partnern zu pflegen.
7. Alles wie gehabt
In einem sich rasch verändernden Umfeld ist es zweifelsohne die riskanteste Option, nichts zu tun. Dies kommt für einen kleinen Teil der Unternehmen infrage, deren Geschäfte durch die Weiterentwicklung der Branche nicht beeinträchtigt werden. Allerdings verpassen diese Unternehmen möglicherweise auch die Chance, in neue Geschäftsbereiche hineinzuwachsen. Nachzügler brauchen oft bessere Argumente und mehr Kapital, um sich auf einem bereits relativ ausgereiften Markt behaupten zu können.
8. Interne Entwicklung
Interne Entwicklung ist eine Option, wenn die Technologie im Entstehen begriffen ist und ausreichend Kapital und Ressourcen sowie die erforderlichen Kompetenzen vorhanden sind. Doch bevor ein Unternehmen Kapital in neue Technologien investiert, sollte es vor allem die internen Ressourcen, darunter Mitarbeitende und Technologien, sowie die wahrscheinlichen künftigen Marktszenarien sorgfältig bewerten und dabei auch das bestehende Portfolio berücksichtigen. Auch wenn kurzfristige Erfolge in Aussicht stehen, ist eine langfristige Betrachtung stets unerlässlich.
9. Beschaffung von Ressourcen und vertikale Integration
Unternehmen können ihr Wertangebot erweitern, indem sie ergänzende Technologien zukaufen und vertikal integrieren (und somit beispielsweise zu einem Systemintegrator werden) oder den Transfer neuer Kompetenzen in neue Wachstumsbereiche ermöglichen. Darüber hinaus kann der Kauf verwandter Produkte oder Komponenten Unternehmen helfen, solide Aftermarket-Strategien umzusetzen – etwa indem sie zu einer One-Stop-Plattform für Verbrennungsmotortechnologien werden.
10. Ergänzungsakquisitionen
Diese Option bietet sich vor allem dann an, wenn die erforderlichen Fertigkeiten aufgrund des nötigen Kapitals oder mangelnder Ressourcen nicht rechtzeitig intern entwickelt werden können. Zunächst muss das passende Zielunternehmen gefunden und die Transaktion optimal strukturiert werden. Auch der Preis muss stimmen. Vor der Übernahme ist eine umfassende Bewertung erforderlich, einschließlich der Mitarbeitenden, Prozesse, Systeme und Vermögenswerte, um eine reibungslose Integration zu gewährleisten. Im Erfolgsfall können Synergieeffekte erzielt, Produkte schneller auf den Markt gebracht und differenzierte Produkte angeboten werden.
Die oben dargelegten strategischen Optionen können entweder allein oder in Kombination mit parallelen Betriebsmodellen umgesetzt werden, um die Organisation zu transformieren. So kann ein Unternehmen mit Liquiditätsengpässen beispielsweise einen Geschäftsbereich mit rückläufiger Marktnachfrage veräußern, um Kapital zu beschaffen und ein neues Unternehmen mit Innovationsfähigkeit zu erwerben, das zur Strategie der Mutterfirma passt.
Wichtige Überlegungen
Die Führungskräfte von Zulieferbetrieben, die sich Gedanken über den Weg ihres Unternehmens machen, sollten sich Folgendes kritisch fragen:
- Welche Möglichkeiten bestehen hinsichtlich der Kapital- und Ressourcenallokation und inwieweit sind sie geeignet?
- Wie teilen wir die Investitionen auf bestehende Geschäfte und Wachstumsvorhaben auf?
- Unterstützt das derzeitige Betriebsmodell unsere Wachstumsambitionen?
- Wie können wir die Stärke unserer Kunden, der Automobilhersteller, und unserer eigenen Zulieferer nutzen, um das regulatorische Umfeld und die Umstellung der Käufer zu beeinflussen (z. B. durch Anreize)?
- Welche Partnerschaften könnten die Voraussetzungen für einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil schaffen? Sollten wir unsere Softwarekapazitäten verdoppeln?
- Welche Rolle wird mein Unternehmen im gesamten Ökosystem und in der Wertschöpfungskette der Automobilindustrie spielen und welchen Wertbeitrag wird es leisten?
- Gibt es ein Asset-light-Modell, das es uns ermöglicht, den Ertragsstrom aufrechtzuerhalten, aber die Belastung durch Sachanlagen zu verringern?
Letztendlich ist nicht bekannt, inwieweit die Regulierungsbehörden, Regierungen und Automobilhersteller die Zulieferer und die betroffenen Fachkräfte bei der erfolgreichen Umstellung unterstützen werden. Strategische Investitionen in die Umrüstung von Anlagen und Mitarbeitenden müssen gut durchdacht sein und auch die Auswirkungen auf Umwelt, Soziales und Governance mit einbeziehen.
Fazit
EY ist gut positioniert, um Unternehmen bei ihrer Anpassung an den Elektrifizierungstrend zu unterstützen, die Auswirkungen auf das Produktportfolio abzumildern, Maßnahmen zur Verschlankung zu ergreifen und die Gesamtrendite für die Aktionäre zu steigern:
- Beratung von Führungskräften bei der Identifizierung und Bewertung möglicher Optionen im breiteren Ökosystem
- Szenario-Modellierung und Analyse von Betriebsmodellen und Geschäftsgruppen
- Identifizierung von bestehenden Assets und Ressourcen, die im Unternehmen verbleiben sollten
- Kenntnisse darüber, wie man den Wandel mithilfe interner strategischer Geschäftsfelder vorantreibt und Risiken antizipiert
- Unterstützung bei der Suche nach Partnern und Zielunternehmen auf dem Weg, die Agenda für Fusionen und Übernahmen oder Kooperationen umzusetzen
- Nutzung unserer branchenübergreifenden Präsenz durch die Verbindung wichtiger Interessengruppen neu entstehender Ökosysteme wie Regierungen, Versorgungsunternehmen und Mobilitätsanbieter
In einer Zeit des ständigen Wandels und der Umwälzungen darf man nicht vergessen, dass Strategien ständig weiterentwickelt werden und Betriebsmodelle kontinuierlich angepasst werden müssen. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem die Entwicklungen verfolgt und die Schritte verfeinert werden müssen, insbesondere in Zeiten grundlegender Veränderungen in der Branche. Mit einer starken Fokussierung auf ganzheitliche Strategien unterstützt EY Zulieferer aktiv über den gesamten Zyklus des strategischen Wandels.
Constantin Wirschke, Venkat Maddila, Susan Walker, Oya Zamora, Matt Joergensen, Violetka Dirlea und Giri Varadarajan von Ernst & Young LLP haben zu diesem Artikel beigetragen.
Fazit
Der Übergang zur Elektromobilität wird voraussichtlich schnell vonstattengehen und dürfte erhebliche Auswirkungen auf die Kapitalallokation fast aller Automobilzulieferer haben. In dieser Zeit des Übergangs müssen die Unternehmen ein Gleichgewicht zwischen dem Geschäft mit Komponenten für Verbrennungsmotoren einerseits und Innovationen und wachstumsorientierten Vorhaben andererseits finden. Für einen erfolgreichen Wandel ist es wichtig, dass die Unternehmen jetzt handeln. Zulieferer können diesen entscheidenden Moment proaktiv nutzen, um ihre Kapitalallokation in Bezug auf den laufenden Betrieb zu optimieren, gestrandete Vermögenswerte zu vermeiden und profitables Wachstum voranzutreiben. Auf diese Weise können sie ihre Stellung im Markt festigen, unabhängig davon, ob die Zukunft elektrisch, vernetzt, autonom oder eine Kombination davon sein wird.