Allgemein sind alle Industrien nun gefordert, mithilfe von Analysen der Customer Journey Schmerzpunkte zu identifizieren, die aus den neuen Verhaltensweisen, Hygieneregeln oder veränderten Werten resultieren – und darauf zügig (digitale) Antworten zu finden, bevor die Kunden zum Wettbewerber wechseln.
Händler reagieren und bieten zum Beispiel neben einem Lieferservice auch zunehmend Pick- & Collect-Dienste an: Die Kunden stellen sich online ihren Einkaufskorb zusammen und können die Bestellung dann bequem im Laden oder an einer Abholstation einsammeln. Dabei vermeiden sie den Gang durch Geschäfte und das Tragen einer unbequemen Maske.
Eine große Rolle für kleine Läden spielt die Begrenzung der Kundenanzahl im Laden: Während beratungsintensive Kunden wertvolle „Slots“ belegen, müssen Kunden, die eigentlich nur kurz etwas bezahlen wollen, lange vor der Tür warten. Geschäfte, die keinen digitalen Kanal oder zumindest einen Reservierungsservice haben, verlieren so wichtige Kunden.
3. Transparenz schaffen, um das Vertrauen der Konsumenten zu sichern
Die Erfahrungen mit der Corona-Pandemie haben die Konsumenten aufmerksamer gemacht: Sie achten deutlich mehr darauf, was und wie sie kaufen und woher das Produkt kommt. Außerdem denken sie vermehrt über die sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Kaufentscheidungen nach und wollen wissen, wo und wie Produkte hergestellt werden. Andere schätzen die Gesundheit mehr denn je oder konzentrieren ihre Kaufentscheidungen noch stärker auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Die Handelstypen helfen Unternehmen dabei, die verschiedenen Kundengruppen gezielter anzusprechen. Kunden aus dem „Health First“-, „Society First“- und „Planet First“-Segment können sie zum Beispiel überzeugen, in dem sie Lieferbedingungen, Produktherkunft oder die Preisgestaltung transparent gestalten. Technologien wie Blockchain und Plattformen mit CO2-Rechnern, um den ökologischen Fußabdruck zu ermitteln, sind nur zwei Werkzeuge, die Unternehmen dabei helfen, die Bedürfnisse ihrer Kunden zu adressieren und die Markenattraktivität zu steigern. Darüber hinaus sollten Unternehmen in nachhaltige und sozial verträgliche Lieferketten investieren und Transparenz schaffen, sodass die Menschen auf sie vertrauen können.
4. Organisatorische Transformation
Die Corona-Krise zeigt auch, wie wichtig die Transformation der Organisation ist. Unternehmen, die sich schnell auf die veränderten Kundenbedürfnisse einstellen und neben dem Erhalt des Kerngeschäfts auch Experimente für Neues zulassen, werden die Krise erfolgreich meistern. Innovation ist kein Luxusthema, das COVID-19 zum Opfer fallen sollte – ganz im Gegenteil: Innovation wird ein wesentlicher Wachstumstreiber in den Phasen Now, Next und Beyond.
In der akuten Corona-Krise reagierten verschiedene Branchen clever und stellten ihre Produktion auf Masken, Beatmungssysteme oder Desinfektionsmittel um. Mittelfristig wurden neue Geschäftsmodelle oder Lösungen als „Workaround“ etabliert. Künftig wird es darum gehen, durch organisatorische Maßnahmen diesen Innovations-Spirit beizubehalten oder – noch besser – zu verstärken. Hier sind Maßnahmen wie die Einführung von Design Thinking, Lean Start-up, Rapid Prototyping und agiler Entwicklung ebenso wichtig wie ein kultureller Wandel und der Aufbau einer digitalen Führungskultur. Das Zielbild könnte ein echter End-to-End-Innovationsprozess sein, der sowohl langfristige Trends durch Monitoring im Blick behält, als auch kurzfristige „Schocks“ aufnimmt und aus beiden gleichermaßen Produktideen generiert.