Diejenigen Mitarbeiter, die ihres Erachtens das höchste Maß an Integrität zeigen, haben größeres Vertrauen in ihr bisheriges Verhalten. Über die Hälfte (51 %) der Befragten wäre jedoch besorgt, sollten Informationen über ihre Entscheidungen im Arbeitsalltag öffentlich werden. COVID-19 und die daraus resultierende Wirtschaftskrise werden ihr unethisches Verhalten und Handeln zweifellos zutage fördern. Damit sind Unternehmen dem Risiko einer Rufschädigung schutzlos ausgesetzt, insbesondere angesichts der Reichweite des digitalen Fußabdrucks – Entscheidungen, Statements und Posts in den Social Media sind für immer elektronisch gespeichert.
Deutlich über die Hälfte der Befragten (59 %) gab an, dass es schwierig für Unternehmen sei, in Zeiten schnellen Wandels oder unter schwierigen Marktbedingungen ihre Integritätsstandards aufrechtzuerhalten. Von den Befragten in aufstrebenden Märkten sind sogar 63 % dieser Meinung.
Diese Erkenntnisse zeichnen ein besorgniserregendes Bild – und das bereits in der Zeit vor COVID-19. Jetzt, da Unternehmen ums Überleben kämpfen, könnte dies zu einer weiteren Verwässerung ethischer Standards führen. Die feste Verpflichtung zur Messung und Überwachung von Integrität – sowohl von Personen als auch von Unternehmen – gewinnt in schwierigen Zeiten umso mehr an Bedeutung.
Ein Fünftel (21 %) der Teilnehmer unserer Folgestudie im April ist zudem der Ansicht, dass sich das ethische Geschäftsverhalten im Zuge von COVID-19 verschlechtern wird.
Die Unternehmenskultur aus Sicht der Mitarbeiter – fünf Dinge, die Sie wissen sollten
Unsere Untersuchungen zeigen, dass Führungs- und Nachwuchskräfte1 das Handeln der Unternehmensführung und die Werte ihres Unternehmens komplett unterschiedlich wahrnehmen. Nur weil Nachwuchskräfte glauben, dass etwas passiert, bedeutet das natürlich noch nicht, dass es tatsächlich so ist. Trotzdem ist die Wahrnehmung der Mitarbeiter ein bedeutender Faktor und der Schlüssel liegt darin, das Warum zu verstehen.
- Nachwuchskräfte befürchten beim Melden von Fehlverhalten persönliche Konsequenzen. Lediglich 58 % der Nachwuchskräfte sind der Ansicht, dass Mitarbeiter in ihrem Unternehmen Fehlverhalten im Arbeitsalltag melden können, ohne mit negativen Konsequenzen für sich selbst rechnen zu müssen. Bei den befragten Vorstandsmitgliedern sind es hingegen 70 %. Die Führungskräfte müssen das Vertrauen ihrer Mitarbeiter durch eine klare Kommunikation der Werte des Unternehmens und eine transparente Einhaltung der Regeln stärken und sichere Kanäle bereitstellen, über die Mitarbeiter ihre Bedenken zum Ausdruck bringen können.
- Führungskräfte geben dem Thema Integrität nicht genügend Raum. Zwei Drittel (67 %) der befragten Vorstandsmitglieder glauben, dass die Bedeutung integren Verhaltens häufig thematisiert wird, jedoch sind nur 37 % der Nachwuchskräfte dieser Meinung. Führungskräfte müssen sich mit ihrer Botschaft zur Integrität an das gesamte Unternehmen wenden und die Mitarbeiter für das Thema gewinnen.
- Nachwuchskräfte bezweifeln, dass sich die Integritätsstandards verbessern. 58 % der Nachwuchskräfte glauben, dass die Integritätsstandards in ihrem Unternehmen gleich geblieben sind oder sich verschlechtert haben, während 71 % der Vorstandsmitglieder der Meinung sind, dass sich die Standards verbessert haben. Unternehmen müssen hart daran arbeiten, spürbare Verbesserungen ihrer Integritätsstandards zu erreichen, die in der gesamten Organisation spürbar sind.
- Es herrscht die Meinung, Führungskräfte würden unethisches Verhalten von Leistungsträgern tolerieren. Ein Drittel (32 %) der Nachwuchskräfte glaubt, unethisches Verhalten würde toleriert, sofern die Schuldigen leitende Mitarbeiter oder Leistungsträger des Unternehmens sind. Tatsächlich ist ein ähnlicher Prozentsatz der befragten Vorstandsmitglieder (34 %) der gleichen Ansicht. Fehlverhalten darf (unabhängig vom Rang) in keinem Fall toleriert werden.
- Nachwuchskräfte glauben nicht, dass sich Führungskräfte integer verhalten. 60 % der Nachwuchskräfte sind nicht davon überzeugt, dass sich ihre Führungskräfte im Geschäftsalltag integer verhalten. Hingegen ist die Mehrheit (55 %) der befragten Vorstandsmitglieder von ihrem integren Verhalten überzeugt. Die Führungskräfte des Unternehmens müssen stets integer handeln und mit gutem Beispiel vorangehen.
Wie Sie mit Integrität persönliches Fehlverhalten vermeiden können
Unter anderem folgende Maßnahmen sind jetzt zu treffen:
- Überprüfen Sie Ihren aktuellen Compliance-Rahmen: Wird er der sich ändernden Risikolandschaft gerecht? Beeinflusst er das Verhalten der Mitarbeiter? Und stehen ausreichend Ressourcen zur Verfügung?
- Finden Sie heraus, wie Ihre Mitarbeiter den Risiken und Zwängen, das Falsche zu tun, gegenüberstehen, und stärken Sie die Kanäle, die den Mitarbeitern zur Verfügung stehen, um Fehlverhalten vertraulich und ohne Angst vor Vergeltungsmaßnahmen zu melden.
- Übernehmen Sie die Verantwortung für Ihr berufliches Handeln, unabhängig davon, ob dieses kritisch hinterfragt wird oder nicht. Leitende Mitarbeiter müssen mit gutem Beispiel vorangehen, um eine integre Unternehmenskultur zu schaffen.
- Behandeln Sie nicht die Symptome, sondern gehen Sie der Ursache von Fehlverhalten auf den Grund. Verstehen Sie die Dynamik der sozialen Umgebung, die zu unethischem Verhalten führt.
- Entwickeln Sie Richtlinien und Verfahren, die sich auf das individuelle Verhalten (unabhängig vom Mitarbeiterrang) auswirken, und verstärken Sie den Effekt durch individuell zugeschnittene Schulungen und Informationen.
- Nutzen Sie Daten, um hilfreiche Einblicke in das tatsächliche Verhalten in Ihrem Unternehmen zu gewinnen.
Dies ist ein Artikel aus einer Artikelreihe basierend auf dem Global Integrity Report 2020. Für einen umfassenden Ansatz zur Aufrechterhaltung von Integrität wird auf die weiteren Artikel aus der Reihe verwiesen, die unten aufrufbar sind:
- Förderung vertrauensvoller Partnerschaften mit Dritten auf der Grundlage von Integrität
- Daten schützen und gleichzeitig ihren Wert auf ethische Weise nutzen