Frauen sind die besseren Chefs“ lautete das pointierte Ergebnis einer schwedischen Umfrage unter mehreren 1000 Teilnehmern. Trotzdem ist der Anteil von Frauen in Chefpositionen nach wie vor gering. Woran liegt das Ihrer Meinung?
Sonja Mechling: Ich sehe hierfür zwei Gründe. Zum einen glauben insbesondere in Deutschland immer noch viele Frauen, dass sie sich zwischen Familie und Beruf, Kind und Karriere entscheiden müssen. Sie denken in einem Entweder-oder-Schema. Wenn sie sich dann trotzdem für beides entscheiden, wollen sie auch beides perfekt machen. Das klappt natürlich nur in den seltensten Fällen, so dass sie schnell ein schlechtes Gewissen bekommen und sich aufreiben. Damit verbauen sie sich aber viele Möglichkeiten. In meiner Heimat, der Slowakei, war es schon immer völlig normal, dass Frauen arbeiten und die Kinder betreut werden. Die Sowohl-als-auch-Mentalität, die in der Slowakei und vielen anderen Ländern üblich ist, macht es den Frauen und ihrer beruflichen Entwicklung leichter.
Zum anderen herrscht in den Führungsetagen häufig noch eine Männerkultur mit bestimmten Spielregeln, die wir Frauen teilweise nicht oder noch nicht kennen. Darüber hinaus geht es uns Frauen eher um die Sache, um die Lösung, und weniger um die Macht. Aber das ändert sich Gott sei Dank in dem Maße, in dem immer mehr Frauen in die Führungspositionen kommen. Denn damit ändern sich auch die Spielregeln.
Frauen wird mehr Teamplay nachgesagt, Männern mehr Rambo-Mentalität. Ersteres ist gewünscht, letzteres nicht. Könnte die Kooperationsbereitschaft der Frauen aber gerade ein Grund dafür sein, dass sie es schwerer haben, nach vorne zu kommen?
Mechling: Ich glaube nicht, dass diese Gleichung noch stimmt. Die Welt ist einfach viel zu komplex, um sie mit einer Rambo-Mentalität zu steuern. Was wir heute brauchen, das sind Teamplay, Kooperation und respektvolles Miteinander. Es geht darum, Menschen und Mitarbeiter mit ihren verschiedenen Fähigkeiten mitzunehmen und damit die besseren Ergebnisse zu erzielen. Das haben auch die meisten großen Konzerne und Unternehmen verstanden. Sie wollen Teamplayer, die führen und begeistern können und so die Dinge voranbringen.