3 Minuten Lesezeit 14 Oktober 2020
Nägel in Holz mit Seil verbunden

„Wir haben in eine offene Zukunft investiert“

Von EY Deutschland

Building a better working world

Co-Autoren
3 Minuten Lesezeit 14 Oktober 2020

Die digitale Transformation ist eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Die Haufe Group hat sie mit Innovationsgeist und Mut gelöst. Ein Gespräch mit Birte Hackenjos, CEO der Haufe Group, Freiburg.

Überblick

  • Die Haufe Group gehört zu den allerersten Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell bereits in den 90er Jahren radikal auf eine digitale Basis gestellt haben.
  • Die große Herausforderung der digitalen Transformation besteht in der Balance zwischen zukunftsgerichteten Investitionen und Wertschätzung des Altbewährten.
  • Die frühe Digitalisierung hat der Haufe Group einen großen Wissensvorsprung gesichert und ihr geholfen, die Corona-Krise zu meistern. 

Was war der Grund für die Transformation der Haufe Group?

Birte Hackenjos: Es war die Einsicht, dass wir als Familienunternehmen langfristig nur dann bestehen können, wenn wir unser Geschäftsmodell grundlegend ändern – weg von analogen Loseblattsammlungen und hin zu digitalen Angeboten. Unsere Kunden sollten ihre Informationen nicht mehr ausschließlich in Heften und Büchern suchen, sondern über ein digitales Tool genau die Antworten finden, die sie brauchen – so, wie sie es von den Suchmaschinen gewohnt sind. Unsere Transformation war echte Pionierarbeit: Wir waren eines der ersten Unternehmen und einer der ersten Verlage, die diesen Schritt gemacht haben.

Was waren die größten Hürden, die Sie nehmen mussten, um Ihr neues Geschäftsmodell zu implementieren?

Hackenjos: Wir waren uns von Anfang an darüber im Klaren, dass es bei der Digitalisierung nicht nur um eine neue Medienform geht – von Print zu Digital –, sondern dass wir unsere Produkte auch vom Kunden aus neu denken mussten. Vieles, was heute selbstverständlich ist, war damals, Ende der 90er Jahre, noch völlig unbekannt. Aber unsere Pionierarbeit hatte auch große Vorteile: Wir haben gelernt, strategisch und organisatorisch neu zu denken. Und darauf können wir bis heute aufbauen.

Wir hatten verstanden, dass wir als Familienunternehmen nur dann bestehen können, wenn wir unser Geschäftsmodell grundlegend ändern – weg von analogen und hin zu digitalen Angeboten.
Birte Hackenjos
CEO der Haufe Group, Freiburg
A portrait of Birte Hackenjos

Birte Hackenjos

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt – in der Gesellschaft allgemein und speziell in den Unternehmen?

Hackenjos: Die Digitalisierung verändert politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und soziale Spiel- und Kommunikationsregeln, die über Generationen gegolten haben. Diese Tatsache lässt sowohl die Gesellschaft als auch die Unternehmen an ihre Grenzen stoßen. Traditionelle Denkweisen und Logiken werden durch die Digitalisierung infrage gestellt, Lösungen erscheinen auf den ersten Blick komplizierter und herausfordernder. Ich glaube, dass wir mit den rasanten Veränderungen nur dann positiv umgehen können, wenn wir sie annehmen und versuchen, sie zu gestalten.

Die Digitalisierung wird vom Menschen gemacht und vom Menschen vorangetrieben. Welche Rolle wird er in Zukunft spielen? Welche neuen Fähigkeiten und Kompetenzen benötigt er?

Hackenjos: Der Mensch steht im Zentrum aller Entwicklungen und hat mehr denn je die Möglichkeit, aktiv als Gestalter zu wirken. Mit der Digitalisierung ergeben sich völlig neue Chancen, aber auch völlig neue Verantwortlichkeiten, denen wir uns nicht entziehen können. Deshalb müssen wir unseren Umgang mit den Veränderungen bewusst reflektieren und eine nachhaltige Balance finden zwischen Innovationsgeist, Mut, Entscheidungsfreude und zukunftsgerichteten Investitionen auf der einen Seite sowie Rückbesinnung und Wertschätzung des Altbewährten auf der anderen Seite. Diese Logik entzieht sich einem eindeutigen Entweder-oder-Denken, weshalb sie für viele von uns so schwierig zu verstehen und umzusetzen ist. Hier sehe ich eine der größten Herausforderungen, die die Digitalisierung an uns stellt und die wir lösen müssen. Wir von der Haufe Group wollen unseren Teil dazu beitragen. Das gehört zu unserer Verantwortung.

Uns war klar, dass wir unser Unternehmen nicht nur in ein Morgen, sondern auch in ein Übermorgen führen wollen. Dafür mussten wir völlig neue Wege gehen und uns neu erfinden.
Birte Hackenjos

Welchen Einfluss hatte die Corona-Krise auf Ihr Unternehmen?

Auch wir sind, wie viele andere Unternehmen, von der Corona-Krise überrascht und getroffen worden. Aufgrund unserer eigenen digitalen Transformation und der Überzeugung, dass Digitalisierung viele Chancen bietet, waren wir allerdings insgesamt sehr gut vorbereitet. So konnten wir in der Phase des Social Distancing unser digitales Leistungsangebot – angefangen von Cloud-Lösungen über Apps bis hin zu digitalen Lern- und Weiterbildungsangeboten – noch weiter ausbauen und unseren Kunden schnell und verlässlich rechtssichere Informationen liefern. Darüber hinaus besitzen wir das Know-how, andere Unternehmen bei der digitalen Transformation erfolgreich zu begleiten.

Aufgrund unserer eigenen digitalen Transformation und der Überzeugung, dass die Digitalisierung viele Chancen bietet, waren wir auf die Corona-Krise sehr gut vorbereitet.
Birte Hackenjos

Was ist Ihre Vision? Was treibt Sie an?

Hackenjos: Auf der einen Seite wollen wir mit unserem vielfältigen Portfolio unsere Kunden auf ihrem Weg in eine erfolgreiche Zukunft begleiten. Wir wollen ihnen das Material an die Hand geben, das sie erfolgreich macht und das ihnen hilft, komplexe Arbeitswelten zu vereinfachen. Auf der anderen Seite wollen wir die Haufe Group als Familienunternehmen für die nächsten Generationen erhalten. Diese grundlegende Vision wird auch zukünftig ein entscheidender Richtungs- und Taktgeber für unser Handeln sein.

Fazit

Die Haufe Group gehört zu den ersten mittelständischen Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell bereits in den 90er Jahren radikal von einer analogen auf eine digitale Basis gestellt haben. Dies hat der Gruppe einen großen Wissens- und Erfahrungsvorsprung gegeben und ihr dabei geholfen, die Corona-Krise zu meistern. Dabei sieht CEO Birte Hackenjos die größte Aufgabe im Umgang mit den neuen Technologien darin, die richtige Balance zwischen Pioniergeist, zukunftsgerichteten Investitionen und Wertschätzung des Altbewährten zu finden.

Über diesen Artikel

Von EY Deutschland

Building a better working world

Co-Autoren