Ich glaube, dass wir aus den Fehlern lernen können, die in der ersten Automatisierungsphase in den 70er und 80er Jahren in der Rohstoff- und Verarbeitungsindustrie begangen wurden. Diese Phase der Automatisierung wurde in einer Reihe von Ländern schlecht gehandhabt, insbesondere in denen, die Arbeitnehmern wenig Schutz boten. Viele Menschen wurden aus ihren Rollen gedrängt und hinterließen wahre Geisterstädte, da wir uns damals zu sehr auf die Mobilität der Menschen und ihren Willen, sich einen neuen Job zu suchen, verlassen haben. Wir glaubten, so ließe sich der Fakt ausgleichen, dass die Kernindustrie der jeweiligen Stadt nun mit weniger Arbeitern auskam. Die vierte industrielle Revolution, die wir gerade durchlaufen, ist transformativer als alles, was wir bisher erlebt haben.
Sie erschüttert jeden nur denkbaren Sektor und jede Branche. Doch verdrängte Menschen können nicht einfach so umziehen und sich eine neue Arbeit suchen, wenn sie nicht über die Fähigkeiten verfügen, die es für diese neue Arbeit braucht.
Ist Kollaboration die neue Innovation?
Es wird deutlich, dass Unternehmen, Unternehmer
und
Regierungen zusammenarbeiten müssen, um Chancen für alle zu gestalten – unabhängig von deren Alter, Geschlecht oder Herkunft – und in der digitalen Ökonomie florieren zu können. Es braucht Kontakt zu Schulen und Universitäten, um Abgänger und Absolventen mit begehrten Fähigkeiten auszubilden, Weiterbildungsmaßnahmen für Menschen in
der Mitte ihrer Karriere
oder in langer Arbeitslosigkeit und den Einsatz von Technologie, um Menschen dabei zu unterstützen, auch in späteren Lebensphasen zu arbeiten. Dies wird zum entscheidenden Faktor in einer alternden Gesellschaft.
Um die Herausforderung der digitalen Inklusion zu bewältigen, braucht es riesiges Engagement. Die Versuchung, diese Verantwortung auf jemand anderen abzuwälzen, ist groß. Und was passiert, wenn wir uns als Wirtschaftsführer weigern, das Zepter in die Hand zu nehmen? Einerseits verschenken wir Wachstumschancen, da weniger Menschen das nötige Geld für Waren und Dienstleistungen haben werden. Andererseits können wir uns auf höhere Steuern einstellen, die zur Deckung der sozialen Absicherung notwendig sind. Es besteht auch das durchaus realistische Risiko sozialer Unruhen, aus denen eine wirtschaftsfeindliche Umgebung entstehen könnte – bis hin zum Zusammenbruch von Recht und Ordnung. Einige dieser Aspekte sind bereits heute sichtbar.
Zurück zu meiner Analogie weiter oben: Der Vergleich zwischen der Verbreitung digitaler Technologien und dem Zugang zu sauberem Leitungswasser und Elektrizität macht deutlich, dass gerechte Prozesse nicht von selbst entstehen. Sogar in den entwickelteren Märkten gibt es heute riesige Unterschiede im Lebensstandard von Arm und Reich. Deshalb ist es unabdingbar, dass wir uns aktiv mit der digitalen Inklusion auseinandersetzen und eine Gesellschaft aufbauen, in der jeder von der transformativen Kraft der Technologien profitieren kann. Wenn wir dafür eine Lösung finden, ist inklusives Wachstum möglich.