In der akuten Phase der Corona-Krise werden sich interessierte Käufer zwar zunächst zurückhalten. Wir rechnen aber damit, dass es anschließend angesichts sinkender Bewertungen von Übernahmekandidaten zu einem deutlichen Anstieg der M&A-Aktivitäten kommen wird.
Corona-Krise trifft produzierendes Gewerbe besonders hart
Weltweit bewerten die Befragten die Automobilindustrie als am stärksten von der Krise betroffen (27 Prozent). Die deutschen Unternehmer sehen jedoch einen anderen Bereich auf Platz eins: die hochentwickelte Fertigung (28 Prozent). Sowohl in der Automobilindustrie als auch im Maschinenbau steht die Produktion praktisch still, unter anderem weil infolge unterbrochener globaler Lieferketten wichtige Teile fehlen. Das lässt die Umsätze der Unternehmen sinken.
Auf Platz drei rangiert der Handel (14 Prozent), wobei sich hier ein ambivalentes Bild zeigt: Unternehmen mit Produkten des täglichen Bedarfs, zum Beispiel Supermärkte oder Drogerien, und Unternehmen, die einen gut funktionierenden Onlinehandel haben, sind gut ausgelastet. Bei anderen Handelsunternehmen, vor allem kleineren Firmen, ist der Absatz fast vollständig eingebrochen. Durch die Unsicherheit der Coronavirus-Pandemie konsumieren die Menschen weniger, durch Kurzarbeit haben viele weniger Geld zur Verfügung, zudem hemmen sie Zukunftssorgen.
Coronavirus-Pandemie
47 %der deutschen Unternehmen arbeiten daran, die Automatisierung zu beschleunigen.
Digitalisierung im Schnellverfahren – die Krise bringt auch Chancen
Unternehmen in Deutschland stehen vor enormen Sorgen und Herausforderungen, aber auch vor kleinen und größeren Chancen. Die Coronavirus-Pandemie treibt Innovation, Kreativität und sich schnell(er) verändernde Prozesse. Viele Mitarbeiter großer Konzerne arbeiten inzwischen im Homeoffice, an ihre Arbeitsplätze kommen sie nur, wenn ihr Beruf unverzichtbar oder der Arbeitsplatz unverlegbar ist. Die Remote-Arbeit lässt die digitale Transformation schneller voranschreiten; Videokonferenz-Tools oder digitale Workspaces werden in Windeseile eingeführt. 34 Prozent der deutschen Unternehmen verstärken derzeit ihre digitale Transformation.
Ein weiteres Ergebnis der aktuellen Krise wird die Erkenntnis sein, dass die digitale Transformation noch viel zügiger umgesetzt werden muss. Ohne ein funktionierendes digitales Geschäftsmodell wird es zukünftig nicht mehr gehen.
Noch mehr Befragte (47 Prozent) geben an, die Automatisierung in ihren Betrieben deutlich beschleunigen zu wollen, immerhin 36 Prozent optimieren ihre weltweiten Lieferketten. Wenn die Coronavirus-Pandemie etwas schmerzhaft zeigt dann, dass Just-in-time-Produktion und enge globale Verflechtungen in Krisenzeiten kaum noch haltbar sind.
Die Bedingungen für viele Unternehmen werden sich nach der Krise verändert haben: Kunden haben ihr Verhalten angepasst, Lieferketten müssen neu gedacht und vielleicht deglobalisiert werden. Nicht zuletzt werden viele Unternehmen höhere Schulden haben, die sie unter anderem durch Verkäufe von Unternehmensteilen reduzieren könnten. Ein Blick auf die Finanzkrise 2009 zeigt: Unternehmen, die jetzt planvoll, überlegt und mutig reagieren, könnten gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen.
Fazit
Im aktuellen Capital Confidence Barometer von EY rechnen 73 Prozent der befragten Unternehmen mit schwerwiegenden Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Weltwirtschaft. Der Blick auf Deutschland zeigt: Bisher gehen nur 40 Prozent der hiesigen Unternehmen von schwerwiegenden Auswirkungen auf die Binnenkonjunktur aus. Neben Kurzarbeit, sinkenden Margen und Stellenabbau sind auch die Folgen für den M&A-Markt beträchtlich.