Nachhaltigkeit wird nicht nur als Risikofaktor betrachtet, sondern kann auch dazu beitragen, den Unternehmenswert zu steigern.
Welche Rolle spielen ESG-Themen insgesamt bei der Integration eines Zukaufs oder einer Abspaltung?
Rasmus Rahn: Soll ein Unternehmen mit geringer ESG-Reife übernommen werden, kann das bei der Integration erhebliche Kosten und Komplikationen verursachen. Nachhaltigkeit bestimmt also mit über Erfolg oder Misserfolg einer Transaktion. Daher müssen sich sowohl Käufer als auch Verkäufer darüber Gedanken machen. Käufer müssen die ESG-Risiken und Chancen einer potenziellen Akquisition bewerten, um die Kosten der Integration abschätzen zu können und den Wert der Akquisition zu steigern, zum Beispiel durch die Harmonisierung der ESG-bezogenen IT-Landschaft, den Aufbau eines Green House Gas Accounting oder durch Synergien in der ESG-Berichterstattung. Verkäufer sollten die ESG-Performance ihres Unternehmens gut dokumentieren und kommunizieren, um den gewünschten Preis zu erzielen und den Verkaufsprozess zu beschleunigen.
Das klingt nach deutlich mehr Aufwand für beide Seiten im Transaktionsprozess.
Andrea Weinberger: Das lässt sich nicht leugnen. ESG hat sich von einem reinen Risikofaktor zu einem wesentlichen Treiber des Unternehmenswerts entwickelt und wird in Zukunft noch stärker in den Fokus rücken. Unternehmen, die dies frühzeitig erkennen und in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen, werden jedoch langfristig profitieren.
Fazit
Bei Unternehmenstransaktionen spielen neben finanziellen Gesichtspunkten Nachhaltigkeitsaspekte eine immer stärkere Rolle. Eine mangelhafte oder fehlende ESG-Performance stellt ein Risiko dar, denn sie kann den Preis erheblich drücken, potenzielle Käufer abschrecken oder die Finanzierung erschweren. Andererseits können gut umgesetzte ESG-Konzepte und eine nachhaltigkeitsorientierte Unternehmensführung den M&A-Prozess erleichtern.