Bei der strategischen Entscheidung, wie der Transaktionsumfang umrissen wird, spielt es eine entscheidende Rolle, ob es sich um „grüne“ oder „graue“ Assets handelt. Es liegt auf der Hand, dass sich Geschäftsbereiche mit guter ESG-Performance besser im Schaufenster machen.
Die Planung des Verkaufsprozesses übernehmen bei großen Deals vor allem Banken oder Investmenthäuser, im Mittelstand aber auch andere Beratungen. Hier geht es darum, potenzielle Käufer zu finden und deren Ansprüche auszuloten. Käufer prüfen ihrerseits vor einem Unternehmenskauf das Zielunternehmen im Rahmen einer Due Diligence. Standen hier früher vor allem die Finanzkennzahlen im Fokus, werden heute ESG-Themen angesichts ihrer Bedeutung für den künftigen Erfolg eines Unternehmens in gleichem Maße mit berücksichtigt. Schließlich könnten negative Umweltauswirkungen oder regulatorische Risiken dazu führen, dass ganze Märkte wegbrechen oder Produkte im Vergleich zum Wettbewerb teurer werden, etwa durch strengere Lieferkettengesetze oder fehlende Anstrengungen in Sachen Kreislaufwirtschaft. Kurz gesagt: Potenzielle Käufer wollen mit der ESG-Due-Diligence herausfinden, wo es etwaige Risiken gibt.
Überblick über das Value Creation-Konzept für den zu veräußernden Unternehmensbereich
Auf Verkäuferseite geht es vor allem darum, den Verkauf so gut vorzubereiten, dass der Übergang zum Käufer reibungslos abläuft und das Asset voll funktionstüchtig ist. Mit Blick auf den Bereich Nachhaltigkeit ergeben sich hier, je nach Reifegrad des Assets, unterschiedliche Möglichkeiten. Steht das Asset bereits gut dar, kann dies mittels einer ESG-Due-Diligence transparent gemacht und damit der Verkaufspreis erhöht oder zumindest ein Abschlag vermieden werden. Soll hingegen ein Geschäftsbereich abgestoßen werden, der nicht separat aufgestellt ist und über keine eigene Nachhaltigkeitsstrategie und -organisation verfügt, können hier vor Verkauf dennoch Quick Wins zur Wertoptimierung realisiert werden. Dazu gehört neben dem Aufbau einer ESG-Organisation mit klaren Zielen und Verantwortlichkeiten auch eine transparente Aufstellung der Risiken. Um die ESG-Performance transparent zu machen, müssen relevante Kennzahlen (KPI) definiert werden und entsprechende Daten wie Wassernutzung, Energieverbrauch oder Arbeitsunfälle separat erhoben werden. Verkäufer sollten dabei im Hinterkopf behalten, dass es ein halbes Jahr dauern kann, einen ESG-Reporting-Prozess aufzusetzen.
Eine schlechte ESG-Performance zu verschweigen würde Käufer erst recht abschrecken.
Es mag aus Verkäufersicht verführerisch erscheinen, mit ein paar kosmetischen Eingriffen die ESG-Performance aufzuhübschen: Zu einem Anbieter von Ökostrom zu wechseln, das Dach der Zentrale zu begrünen oder eine Solaranlage auf die Firmengarage zu montieren, diese Maßnahmen leisten zwar einen sinnvollen Beitrag, sind aber nicht der große Hebel, um wirklich negative Auswirkungen abzumildern. Wichtiger hingegen ist die Einbettung von Nachhaltigkeit in die gesamte Unternehmensstruktur, von der Strategie bis hin zu den Unternehmensprozessen. Dies ist die Basis für eine ESG-konforme Berichterstattung und vereinfacht den Transaktionsprozess enorm.
Auf der anderen Seite ist es keine Option, eine schlechte ESG-Performance zu verschweigen. Das würde potenzielle Käufer erst recht abschrecken. Denn es ist besser, die White Spots zu benennen, als Kaufinteressierte völlig im Unklaren zu lassen. Bei wenig nachhaltigen Geschäftsfeldern sollten Unternehmen zumindest über ihre Ziele oder Kompensationsmaßnahmen berichten.
Die Verkaufsumsetzung zielt darauf ab, neben der ESG-Due-Diligence und der ESG-Story mit definierten Zielen und Maßnahmen am Tag des Übergangs vom Verkäufer auf den Käufer eine Geschäftseinheit mit einer funktionsfähigen ESG-Organisation und einer den regulatorischen Vorgaben wie der CSRD, der EU-Taxonomie oder dem deutschen Lieferkettengesetz entsprechenden Berichterstattung übergeben zu können.
Fazit
Bei Unternehmenstransaktionen spielen Nachhaltigkeitsaspekte neben den Finanzkennzahlen eine immer größere Rolle. Eine schlechte oder fehlende ESG-Performance stellt ein Risiko dar, denn sie kann den Preis erheblich drücken, potenzielle Käufer abschrecken oder die Finanzierung erschweren. Dagegen können eine gut aufgestellte ESG-Organisation und durchdachte Nachhaltigkeitskonzepte dem Verkäufer eine bessere Position bei den Verhandlungen sichern.