Vorzeichen – Alarmzeichen – Fragezeichen
Bereits 2022 stagnierte das Hochbauvolumen weitestgehend bei 0,1 Prozent. Auf die Pandemie folgte der Ukraine-Krieg, auf erheblich unterbrochene Lieferketten und Materialengpässe damit eine zum Teil zweistellige Inflationsrate, die im vergangenen Oktober beispielsweise 10,4 Prozent erreichte. Um dieser entgegenzuwirken, wurden als reguläre Steuerungsfunktion die Leitzinsen erhöht. Diese gesamtwirtschaftliche Entwicklung setzte im Hochbau eine negative Dynamik in Gang: Neben den explodierenden Baukosten gerieten Rentabilität und Finanzierung von Bauvorhaben in eine Schieflage. Die Unsicherheit nahm zu, die Planbarkeit ab – was zu einem deutlichen Rückgang im Neubausektor führte.
Diesen Rückgang gleicht in diesem Jahr – wie auch schon 2022 – voraussichtlich der Renovierungsbereich mit einem zu erwartenden Wachstum von circa einem Prozentpunkt wenigstens zu einem Teil aus. Auflagen zur energetischen Sanierung, neue Trends in den Segmenten Wohnen und Arbeiten sowie der Bedarf nach mehr Energieeffizienz im Zuge der ebenfalls gestiegenen Energiepreise treiben die Nachfrage nach Renovierung an. Die durch weniger Neubau freigesetzten Kapazitäten finden nun teilweise in der Renovierung Einsatz, wodurch gerade Handwerker aus dem Bereich Sanitär, Heizung, Klima und Lüftung (SHKL) und Elektrik weiterhin stark gefragt sind. Für Bauunternehmen hingegen ist die Situation schwerer zu bewältigen.
Baugenehmigungen
-6,6 %betrug der Rückgang der Baugenehmigungen, die aber immer noch auf einem hohen Niveau sind.
Trotz eines grundsätzlich nach wie vor hohen Bedarfs insbesondere an Wohnraum ist die Anzahl der Baugenehmigungen 2022 um 6,6 Prozent zurückgegangen. Genug Nachfrage wäre für den Hochbau an sich also da – Investitionen müssen sich nur wieder für alle Seiten mehr lohnen beziehungsweise bezahlbar sein.
Schwierige Zeiten erhöhen die Unsicherheit der Prognose
Die Entwicklung des Hochbaus ist maßgeblich an die makroökonomische Entwicklung gekoppelt, die wiederum derzeit schwer vorherzusagen ist. Beispielsweise ist Deutschland aktuell in eine leichte Rezession geraten, die kurz zuvor noch als knapp abgewendet galt. Dennoch wird davon ausgegangen, dass sich die Inflation wieder normalisieren und der Reallohn nach Anpassung steigen wird. Dazu müssten sich die Rahmenbedingungen für Investitionen gerade im gewerblichen Neubau wieder verbessern – beispielsweise durch attraktivere Mietrenditen oder auch drei in der „Hochbauprognose 2023“ definierte Produktivitätshebel. Gerade jetzt könnte ein guter Zeitpunkt sein, Innovationen voranzutreiben, um möglichst viel Wertschöpfung zu generieren, wenn das Wachstum wieder zunimmt. Und das sollte unter den gegebenen Vorzeichen laut der Hochbauprognose in absehbarer Zeit der Fall sein.
Fazit
Die Stimmung, Zahlen und Perspektiven für 2023 im Hochbau sind gedämpft, insbesondere im Neubau geht der Markt deutlich zurück. Die „Hochbauprognose 2023“ gibt einen Ausblick für dieses und die Folgejahre, die wieder eine Tendenz zur Besserung bringen könnten – in Anbetracht der gesamtwirtschaftlichen Bedingungen allerdings nur unter Vorbehalt.