Die Dekarbonisierung treibt Player des dezentralen Energielösungsmarktes dazu, sich bis 2030 auf neue strategische Paradigmen auszurichten.
Haupttreiber dieses Drucks zur Transformation sind immer strengere regulatorische Vorgaben beim Klimaschutz auf deutscher und europäischer Ebene. Schärfere Regelungen erhöhen bei Endkunden die Ansprüche an Nachhaltigkeit und verändern ihr Nachfrageverhalten.
Investoren stehen unter Druck in Richtung nachhaltiger Asset-Portfolios und geben diesen an Unternehmen weiter. Auf technologischer Seite verschärft die Entwicklung neuer nachhaltiger Erzeugungs- und Speichertechnologien den Wettbewerb.
EY-Studie zeigt: Die große Sanierungswelle kommt erst noch
Welche aktuellen Entwicklungen bringen die größten Veränderungen, welche Strategien verfolgen Marktteilnehmer und wie könnte der Energie- und Gebäudesektor im Jahr 2030 aussehen? Unsere aktuelle Studie „Die Zukunft des Marktes für dezentrale Energielösungen“ beantwortet diese Fragen. Sie basiert auf strategischen Dialogen mit Vorständen, Geschäftsführungen und Strategieleitungen von Herstellern, Großhändlern, Verbänden und Startups sowie von Endkunden, also privaten Ein- und Mehrfamilienhaus-Eigentümern.
Um die Klimaziele zu erreichen, wird der Staat noch stärkere Vorgaben machen müssen. Einer der größten Hebel für Energieeinsparungen liegt dabei im Gebäudebestand. Bis 2030 müssen laut aktuell gültigem Bundes-Klimaschutzgesetz die Emissionen im deutschen Gebäudesektor noch einmal um mindestens 42 Prozent sinken – weitere Verschärfungen werden aktuell diskutiert.
- Zwei Drittel aller deutschen Wohngebäude wurden vor 1979 gebaut – und damit noch vor der ersten Wärmeschutzverordnung.
- Über 85 Prozent der Wohngebäude sind nur teilsaniert oder sogar unsaniert.
- 92 Prozent der Wärme in Deutschland wird dezentral erzeugt, im Wohnungsbestand sind mehr als 40 Prozent dieser Anlagen über 20 Jahre alt.
Hoher Handlungsbedarf
85 %der deutschen Wohngebäude haben eine Sanierung nötig.
Das Potenzial für Sanierungen ist in Deutschland also sehr hoch. Der Gesamtmarkt für dezentrale Energielösungen, den Anbieter adressieren können, hat ein Volumen von mehr als 30 Milliarden Euro.
Die Wärmepumpe wird bis 2030 zur Schlüsseltechnologie
Zwar sind bei der dezentralen Wärmeerzeugung momentan noch konventionelle Technologien führend, doch Wärmepumpen gewinnen unaufhaltsam an Bedeutung. Das Verbrennen fossiler Brennstoffe zum Heizen wird durch staatliche Maßnahmen immer unattraktiver. Vorgaben in Kombination mit Fördermitteln führen zukünftig dazu, dass Endkunden flächendeckend Öl- und Gaskessel austauschen. Zwar machen Ölkessel derzeit noch gut 25 Prozent der Heizungsanlagen in Deutschland aus, aber bis 2030 könnte ihr Anteil auf etwa zehn Prozent fallen. Dagegen dürften Wärmepumpen ihren Marktanteil von circa 5 auf 30 Prozent vervielfachen. Aktuell verzögern niedrige CO2-Preise noch den Durchbruch der Wärmepumpe, doch das wird sich absehbar ändern.
Im Verhältnis der Akteure untereinander werden die Karten neu gemischt
Wenn der Markt für dezentrale Energielösungen sich wandelt, übernehmen einige Marktteilnehmer im Zeitraum bis 2030 neue Funktionen. Treibende Kräfte dabei sind Kapazitätsengpässe im Handwerk, der Druck zur Effizienzsteigerung und die Möglichkeit neuartiger digitaler Angebote für Endkunden.
Vision 2030: Was auf den Energie- und Gebäudesektor zukommt
Die Zukunft ist digitalisiert. Sie gehört Multi-Channel-Vertriebsmodellen mit starkem Online-Fokus und voll integrierten Lösungen, die strombasiert sind und auch Elektromobilität umfassen. Für künftigen Erfolg ist es entscheidend, wiederkehrende Umsätze zu generieren – durch die Nutzung von Verbrauchs- und Systemdaten sowie das Anbieten von Services und Produktbündeln auf ihrer Grundlage. Datenströme müssen zu langfristigen Verträgen führen.
In der Studie „Die Zukunft des Marktes für dezentrale Energielösungen“ haben wir acht Erfolgsfaktoren herausgearbeitet. In den Bereichen Technologie, Kultur und Geschäftsmodell zeigen sie, welche Schwerpunkte wichtig sind, um im Markt der Zukunft erfolgreich zu sein – einer Zukunft, die dekarbonisiert und digitalisiert sein wird.
Fazit
„Dezentral” ist zentral für die Dekarbonisierung. Strenge Klimaziele im Gebäudesektor werden nur erreicht, wenn alle Marktteilnehmer innovative Lösungen weiterdenken, verstärkt einsetzen und ihre eigenen Geschäftsmodelle auf diesem Weg anpassen. Das Ökosystem für dezentrale Energielösungen wird dabei neu sortiert werden.