4 Minuten Lesezeit 20 März 2022
Börse Stier und Bulle

Wie sich Unternehmen optimal auf den Börsengang und die Zeit danach vorbereiten

Von Martin Steinbach

EY EMEIA IPO Leader, EY GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft | Deutschland

Kennt das nationale und internationale Kapitalmarktparkett in- und auswendig. Lebt mit Frau und drei Kindern in Friedrichsdorf. Wann immer Zeit ist, spielt er Tennis, fährt Rad oder läuft Ski.

4 Minuten Lesezeit 20 März 2022

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Der Börsengang ist eine wichtige strategische Option, Wachstumskapital zu erhalten. Erfahren Sie, worauf Sie unbedingt achten sollten.

Der Gang an die Börse kann verschiedene Gründe haben – angefangen von der Neuausrichtung des Unternehmens im Zusammenhang mit einem Generationswechsel über die Wachstumsfinanzierung bis hin zum Desinvestment. Immer ist er aber eine extrem wichtige strategische Entscheidung, die für die weitere Unternehmensentwicklung von großer Bedeutung ist. Deshalb sollte das Management im Vorfeld klar definieren, welche Ziele es mit dem Börsengang erreichen will und sich sowohl auf den Börsengang selbst als auch auf die Zeit nach der Notierung detailliert vorbereiten. Nur so wird aus dem Gang aufs Parkett auch eine wirkliche Erfolgsgeschichte.

Viele Gründe - ein Ziel: der Gang aufs Parkett

Die Gründe, warum sich ein Unternehmen für den Gang aufs Parket entscheidet, hängen sowohl vom Unternehmen selbst als auch von den Zielen ab, die die Unternehmenslenker und -eigner verfolgen:

So kann sich ein Familienunternehmen für den Börsengang entscheiden, um einen anstehenden Generationswechsel auf Eigentümerseite und auf Managementebene zu lösen. Mittelständische Unternehmen können sich über den Börsengang eine neue Finanzierungsbasis erschließen und damit ihr weiteres Wachstum sicherstellen. Start-ups und Scale-ups wiederum versprechen sich vom Gang an die Börse, das notwendige Kapital für ihr starkes Wachstum zu erhalten, wobei dieser den Frühphaseninvestoren gleichzeitig die Möglichkeit gibt, ihre Anteile zu verkaufen und zu diversifizieren. Große multinationale Unternehmen haben die Chance, über den Börsengang einzelne Gruppenunternehmen für neue Investoren zu öffnen und damit das geplante Wachstum zu finanzieren (Spin-Offs oder Carve-outs). Finanzinvestoren wie Private Equity- und Venture-Capital-Investoren schließlich können den Gang an die Börse wählen, um damit Desinvestment-Entscheidungen umzusetzen und liquide Mittel zu erhalten.

Was immer die Gründe für den Gang an die Börse sein mögen: Damit er zu einer Erfolgsgeschichte wird und das Unternehmen die potenziellen Investoren überzeugt, sollte es sich intensiv darauf vorbereiten und die notwendige „Börsenfitness“ besitzen.

Die Börsenfitness: für Investoren ein wichtiger Erfolgsfaktor

Von institutionellen Investoren werden grundsätzlich fünf Faktoren für einen erfolgreichen Börsengang genannt: das richtige Team, eine starke Unternehmensgeschichte, ein attraktiver Preis, der richtige Zeitpunkt und die interne Börsenfitness, die „IPO Readiness“.

Ein Börsengang ist nicht nur eine Transaktion. Er ist die Transformation von einem privaten in ein börsennotiertes Unternehmen, das plötzlich im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht. Auf diese Transformation muss sich das Unternehmen exzellent vorbereiten – und zwar sowohl für die Zeit vor als auch für die nach der erfolgreichen Notierung. Dabei lassen sich idealerweise vier Phasen unterscheiden: Die Vorbereitungs-, die Umsetzungs- und die Platzierungsphase sowie die Notierungsphase.

In der Vorbereitungsphase schafft das Management mit einem ganzheitlichen und gut strukturierten „IPO Readiness Assessment“ die grundlegenden Voraussetzungen für den geplanten Börsengang: Es reflektiert die Ziele, prüft seine Kapitalmarktfähigkeit und schafft die notwendigen internen Strukturen in allen relevanten Unternehmensbereichen. Hierfür sollte das Unternehmen etwas sechs Monate einplanen.

In der Umsetzungsphase wählt das Unternehmen das IPO-Team aus und erarbeitet das Emissionskonzept sowie eine starke Unternehmensgeschichte, die den Kapitalmarkt überzeugen. Bereits hier entscheidet sich maßgeblich, wie erfolgreich der Gang aufs Parkett wird. Deshalb sollte sich das Unternehmen Zeit nehmen. Die Regel sind sechs bis zwölf Monate.

In der Platzierungsphase wird es Ernst: Der Gang aufs Parkett steht an – angefangen von der Prospekteinreichung über die erste Pressekonferenz bis hin zum Glockenschlag und der ersten Auktion an der Börse: Aus dem privaten ist ein kapitalmarktorientiertes Unternehmen geworden, das im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht und von jetzt an seine Stakeholder überzeugen muss.

Nach dem Börsengang ist vor dem Börsengang. Denn mit dem erfolgreichen Abschluss beginnt das Leben an der Börse und mit dem Kapitalmarkt: In der Notierungsphase geht es beispielsweise darum, die Investoren aktiv zu betreuen und zu informieren und die Emissionserlöse entsprechend der Planungen zu verwenden. Je besser und detaillierter die „Vorarbeiten“ waren, desto leichter wird ein Unternehmen diese neuen Pflichten nach der Notierung erfüllen – und damit aus seinem Gang aufs Parkett eine wirkliche „Success Story“ machen, die die an den Börsengang geknüpften Erwartungen erfüllt oder sogar übertrifft.

Erfahren Sie mehr über die vier Phasen eines Börsengangs, die wichtigsten Erfolgsfaktoren und die Schritte zum Erreichen der Börsenfitness in unserem Leitfaden „Ihr Börsengang und die Zeit danach“.

Fazit

Wie bereitet sich ein Unternehmen optimal auf den Börsengang vor und welche Voraussetzungen muss es schaffen, um regulatorische Anforderungen einzuhalten? Wie kann es potenzielle Investoren überzeugen, um das notwendige (Wachstums-)Kapital zu erhalten? Und was muss es tun, um auch nach dem Gang aufs Parkett die Erwartungen des Kapitalmarkts zu erfüllen? IPO-Fachmann Dr. Martin Steinbach erklärt, wie aus einem Börsengang eine echte und dauerhafte Erfolgsgeschichte wird.

Über diesen Artikel

Von Martin Steinbach

EY EMEIA IPO Leader, EY GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft | Deutschland

Kennt das nationale und internationale Kapitalmarktparkett in- und auswendig. Lebt mit Frau und drei Kindern in Friedrichsdorf. Wann immer Zeit ist, spielt er Tennis, fährt Rad oder läuft Ski.