Die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle sollte das wichtigste Ziel von Unternehmen sein, die auf Industrie 4.0 setzen. Hier liegen die wirklich großen Chancen, sich nachhaltig auf die digitale Zukunft einzustellen.
Erst am Ende der Prioritätenliste der Unternehmen steht „Entwicklung neuer Geschäftsmodelle“. Nur 22 Prozent der befragten Firmen glauben an dieses Potenzial. Erstaunlich ist dabei, dass sich diese Sichtweise im Verlauf der vergangenen vier Jahre nicht wesentlich geändert hat. Denn die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle sollte das wichtigste Ziel von Unternehmen sein, die auf Industrie 4.0 setzen. Hier liegen die wirklich großen Chancen, sich nachhaltig auf die digitale Zukunft einzustellen. Die Digitalisierung wird alles durchdringen: Fertigungsprozesse, Kundenbeziehungen, die gesamte Wertschöpfungskette. Die Unternehmen müssen stärker auf den Markt und das Produkt schauen: Was brauchen meine Kunden wirklich? Und weiter gedacht: Was brauchen die Kunden meiner Kunden?
Nur wer im Maschinenbau heute über den Horizont der vollen Auftragsbücher hinausschaut, wird für die Zukunft gewappnet sein.
Bisher gibt es nur vereinzelte Beispiele für „pay per use/subscription“-Modelle oder Serviceangebote, die auf „predictive maintenance“ aufbauen und damit neue Wege beim Vertrieb und Betrieb von Produktionsanlagen eröffnen. Machine-to-Machine-Kommunikation, also Produktionsprozesse mit Anlagen, die über innovative Schnittstellen miteinander kommunizieren, eröffnet völlig neue Möglichkeiten für meine Kunden, um die zunehmende Produkt-Individualisierung für ihre eigenen Kunden zu realisieren. Nur wer im Maschinenbau heute über den Horizont der vollen Auftragsbücher hinausschaut, wird für die Zukunft gewappnet sein. Das gilt insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, die KMU.
Auch KMU können digitaler werden
Die Studie zeigt: Bei den KMU ist das Interesse an neuen digitalen Geschäftsideen deutlich geringer als bei Unternehmen mit 500 und mehr Mitarbeitern. Bei den Großen sahen 2018 immerhin 31 Prozent „großes Potenzial“ in der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, im Vorjahr waren es 24 Prozent. Bei den KMU ist dieser Wert nur leicht von 20 auf 21 Prozent gestiegen.
Auch KMU können die großen Möglichkeiten nutzen, die Industrie 4.0 bietet. Es müssen ja nicht gleich alle mit Augmented-Reality-Brillen durch die Werkshallen laufen.
Natürlich ist es für ein großes Unternehmen einfacher, eine interne Task Force mit der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle zu beauftragen. Dennoch können gerade auch KMU die großen Möglichkeiten nutzen, die Industrie 4.0 bietet. Es müssen ja nicht gleich alle Facharbeiter mit Augmented-Reality-Brillen durch die Werkshallen laufen. Ein Anfang sind schon internetfähige Produktionsanlagen, die Beteiligung an einer der vielen bereits existierenden Plattformen und ein kluges Marketing mit Social-Network-Kommunikation.
Das Engagement in Industrie-4.0-Netzwerken kann KMU helfen auszuloten, was zu ihnen passt. Zwei Beispiele: In der Rhein-Neckar-Region hat die Wirtschaftsförderung Mannheim das „Netzwerk Smart Production“ ins Leben gerufen, eine Innovationsplattform für Industrie 4.0. Und auf Landesebene arbeitet seit Ende 2018 der „Digital Hub Kurpfalz@BW“. Es gibt unglaublich viele solcher Plattformen auf regionaler, auf Landes- und auf Bundesebene. Hier trifft man auf Digitalexperten, Unternehmen mit ähnlichen Fragestellungen, potenzielle Partner – und auf die Chance, auch als kleines Unternehmen den Anschluss an das digitale Zeitalter zu halten.
Fazit
In weiten Teilen der produzierenden Industrie herrscht noch immer ein eher traditionelles Verständnis vom Umgang mit digitalen Trends. Allerdings sollten große Unternehmen und besonders KMU die vielfältigen Möglichkeiten von Industrie 4.0 nicht ungenutzt lassen, um den Anschluss an das digitale Zeitalter zu halten.