4 Minuten Lesezeit 31 März 2022
Strassenszene mit Aktienkursen auf Display

Wie der Mittelstand Wachstum generieren kann

Von EY Deutschland

Building a better working world

Co-Autoren
4 Minuten Lesezeit 31 März 2022

Weitere Materialien

Im Interview erklärt Dr. Martin Steinbach, Partner bei EY, wie mittelständische Unternehmen den Gang an die Börse erfolgreich bewältigen. 

Mittelständische Unternehmen haben verschiedene Optionen, an Wachstumskapital zu gelangen. Eine davon ist der Gang an die Börse, die „Königsklasse der Eigenkapitalfinanzierung“, wie Dr. Martin Steinbach sagt. Im Interview gibt er  Schritt-für-Schritt-Tipps für einen erfolgreichen Börsengang und erläutert, worauf Investoren Wert legen sollten.

EY: Wachstum ist nicht kostenlos, sondern muss finanziert werden. Welche Möglichkeiten hat ein mittelständisches Unternehmen, an das notwendige Wachstumskapital zu kommen?

Dr. Martin Steinbach: Das Unternehmen hat grundsätzlich drei Möglichkeiten: Es kann sich über eine klassische Bankfinanzierung das notwendige Wachstumskapital besorgen, über Genussscheine oder stille Beteiligungen Mezzanine-Kapital erhalten oder sich für eine Eigenkapitalfinanzierung entscheiden. Hierbei liefern Private Equity-, Venture Capital-Gesellschaften oder auch Family Offices das notwendige Kapital, indem sie in das Unternehmen investieren. Die Königsklasse der Eigenkapitalfinanzierung ist der Gang an die Börse. Letztendlich kann sich das Unternehmen aber auch für einen Mix aus allen drei Formen entscheiden.

Wie findet der Mittelständler die für ihn richtige Finanzierungsstrategie?

Er sollte immer zwei Aspekte beachten und ausbalancieren: Zum einen geht es um die übergreifenden Unternehmensziele und den Finanzierungsbedarf, der sich aus ihnen ergibt; zum anderen aber ebenso um die persönlichen Ziele und Perspektiven, die der Mittelständler verfolgt. Beide Aspekte sind gleich wichtig und müssen in einem ganzheitlichen Konzept zusammengebracht werden. Dies liefert die solide Basis für eine maßgeschneiderte Finanzierungsstrategie. 

Investoren erwarten ein starkes Management, eine starke Unternehmensgeschichte und ein transparentes Reporting.

Welche Erwartungen haben Investoren?

So unterschiedlich die Investoren auch sein mögen, sie legen alle auf dieselben drei Investitionskriterien Wert: Sie erwarten vom Unternehmen ein starkes Managementteam mit einer klaren Strategie, eine starke Unternehmensgeschichte mit Wachstumspotenzial und schließlich eine transparente Unternehmens- und Finanzberichterstattung.

Der Gang an die Börse ist für jedes Unternehmen ein Wendepunkt, da es plötzlich im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht. Wie kann es sich optimal darauf vorbereiten?

Es sollte so frühzeitig wie möglich auf diesen Schritt hinarbeiten, das heißt etwa zwei Jahre vorher. Viele Unternehmen unterschätzen die Aufgaben, die mit einem Börsengang verbunden sind. Doch der Wechsel vom privat geführten hin zum öffentlich notierten Unternehmen ist ein Transformationsprozess, der alle Bereiche, Prozesse und auch viele Mitarbeiter betrifft – insbesondere natürlich im Finanzbereich. All das muss exzellent geplant sein. 

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmens- und Finanzierungsstrategie zusammenpassen.

Wie kann man Unternehmens- und Finanzierungsstrategie miteinander in Einklang bringen?

Meiner Meinung nach ist es von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmens- und Finanzierungsstrategie zusammenpassen, da die Finanzierungsstrategie das Wachstum und die Innovation eines Unternehmens unterstützen und fördern sollte. Deshalb ist es auch so wichtig, eine optimale Finanzierungsstrategie auszuarbeiten, die sowohl die übergreifenden Ziele des Unternehmens als auch die persönlichen des Eigentümers mitberücksichtigt.

Sie haben ein spezielles Angebot für mittelständische Unternehmen entwickelt, um sie bei der Kapitalbeschaffung und auch beim Gang an die Börse zu unterstützen. Wie sieht dieses Angebot aus?

Der Gang an die Börse ist für jedes Unternehmen eine echte Herausforderung. Um sie optimal zu meistern, führen wir beispielsweise einen Fitness-Test durch. Hierbei klären wir mit dem Management die wichtigsten Fragen: Wo steht das Unternehmen und wo will es hin? Warum geht es an die Börse und welche Ziele verfolgt es damit? Welche Anforderungen stellt der Kapitalmarkt an das Unternehmen und wie kann es diese erfüllen, um die notwendige „Kapitalmarkt-Fitness“ zu erreichen?

Wir nennen dieses Angebot „IPO Readiness Assessment“. Die Vorteile, die das Unternehmen davon hat, sind Schnelligkeit und Effizienz aufgrund unseres ganzheitlichen Ansatzes, des Know-how-Transfers und eines klaren Fahrplans mit Empfehlungen, wie das Unternehmen die „IPO Readiness“ am schnellsten erreicht. Dieser Fahrplan ist ein verlässlicher Kompass beim Gang an die Börse.

Was möchten Sie den Mittelständlern mit auf den Weg geben?

Viele mittelständische Unternehmen machen den Weg an die Börse zum ersten Mal – und häufig auch nur ein einziges Mal. Deshalb ist es wichtig, dass sie gerade diesen strategischen Meilenstein sorgfältig vorbereiten. Dazu sollten sie Experten mit an Bord holen, die sie sowohl vor als auch nach dem Glockenläuten ganzheitlich betreuen – damit der Gang aufs Parkett eine wirkliche Erfolgsgeschichte wird. Denn Kapital ist und bleibt der Treibstoff für Wachstum. 

Fazit

Mit dem Gang an die Börse eröffnet sich Unternehmen der Weg zu neuem Kapital für weiteres Wachstum. Dr. Martin Steinbach, Partner bei EY, kennt das System der Kapitalmärkte seit Jahrzehnten. Im Interview erzählt er, wie sich Mittelständler lückenlos auf diesen Transformationsprozess vorbereiten.

Über diesen Artikel

Von EY Deutschland

Building a better working world

Co-Autoren
  • Facebook
  • LinkedIn
  • X (formerly Twitter)