Es existiert kein vorgegebener Weg, um Unternehmer zu werden. Der 19 Jahre alte Student aus Estland, der mit seinem Bruder an einer bahnbrechenden Fahrgemeinschafts-App für Wachstumsmärkte bastelt, ist ebenso Unternehmer wie der deutsche CEO, der in dritter Generation ein Familienunternehmen leitet und dieses zu einem führenden Technologieanbieter für die globale Autoindustrie machen möchte. Oder der peruanische Weizenproduzent, der erkennt, dass eine weltweite Nachfrage an seinem Getreide besteht und den Familienbetrieb in einen internationalen Nahrungsmittelkonzern verwandelt.
Das sind nur einige der inspirierenden Geschichten, die von den diesjährigen Teilnehmern des „EY Entrepreneur of the Year“ zu hören waren. Ihre Wege mögen völlig unterschiedlich verlaufen, etwas haben die erfolgreichsten Unternehmer jedoch gemeinsam: Sie lassen sich von kurzfristigen Drucksituationen nicht aus der Ruhe bringen, sondern bleiben auf ihre langfristige, strategische Vision fokussiert. Das beobachten wir bei unserer Arbeit immer wieder.
Als wir im Rahmen unseres globalen Growth Barometer Unternehmer aus dem mittleren Marktsegment befragten, zeigte sich: Die Unternehmensführer der am schnellsten wachsenden Unternehmen waren alle zukunftsorientiert. Im Vergleich zu anderen rieten dreimal so viele von ihnen dazu, sich im gleichen Maße mit der Zukunft wie mit der Gegenwart zu beschäftigen.
Auf der ganzen Welt sind es Unternehmer wie diese, die den Weg in die Zukunft weisen. Die besten unter ihnen demonstrieren langfristiges Denken in drei Richtungen:
1. Mehrwert für die Gesellschaft schaffen
Sie erkennen ein zunehmendes, bisher unerfülltes Bedürfnis in der Gesellschaft und richten Ihr Unternehmen darauf aus.
Ein gutes Beispiel ist Mate Rimac aus Kroatien. Mit 19 Jahren begann er, in einer Garage an Autos zu schrauben. Eines Tages explodierte der Motor seines 3er BMWs. Mate hatte die Eingebung, ihn durch einen elektrischen Antrieb zu ersetzen. Diese Innovation funktionierte so gut, dass er für sein umgerüstetes Auto einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde für das am schnellsten beschleunigende Elektrofahrzeug erhielt.
Seine Vision reichte schon damals weit über diesen Geistesblitz hinaus. Rimac erkannte, dass E-Autos aus Gründen des Umweltschutzes bald eine größere Rolle spielen würden und sich noch mehr Verbraucher dafür begeistern ließen, wenn sie auch Fahrspaß versprächen. Im Jahr 2009 gründete er – lange bevor sich die meisten großen Unternehmen mit Elektromobilität auseinandersetzten – ein Unternehmen für hochwertige E-Autos.
Heute ist seine Vision zur Realität geworden. In Großstädten wird darüber nachgedacht, Dieselfahrzeuge komplett zu verbieten. Die Nachfrage nach elektrischen Fahrzeugen wird voraussichtlich exponentiell ansteigen. Im Jahr 2040 werden 55 Prozent aller Neuwagen und 33 Prozent der weltweiten Fahrzeugflotte mit Elektromotoren ausgestattet sein.Rimacs Unternehmen beschäftigt inzwischen 350 Mitarbeiter und baut das schnellste E-Auto der Welt.
2. Auf langfristige Ziele konzentrieren
Sobald Unternehmer ein unerfülltes Bedürfnis erkennen, demonstrieren sie ihr zukunftsorientiertes Denken auch dadurch, dass sie sich von kurzfristigen Herausforderungen nicht vom Kurs ihrer Langzeitstrategie abbringen lassen.
Oft bedeutet das über Jahre hinweg minimale oder gar keine Gewinne, damit das Unternehmen wachsen und seine Vision verfolgen kann. Es braucht Investitionen, die das Unternehmen langfristig wertvoller machen, auch wenn das kurzfristig zusätzliche Kosten verursacht.
Der ungarische Unternehmer József Váradi hatte tagtäglich mit Herausforderungen zu kämpfen, verlor sein langfristiges Ziel aber nie aus den Augen. 2003 gründete Váradi die Billigfluglinie Wizz Air. Ein Jahr später war das Unternehmen finanziell schwer angeschlagen. Statt aufzugeben oder einen anderen Geschäftsbereich zu suchen, der schneller Gewinne einbringen würde, brachte Váradi ein großes Opfer, um an seiner langfristigen Vision festzuhalten: Er und seine Mitarbeiter verzichteten so lange auf Bezahlung, bis es dem Unternehmen wieder besser ging. Heute ist Wizz Air die größte Billigfluglinie in Zentral- und Osteuropa.
3. Innovationen begrüßen
Der dritte Weg, wie erfolgreiche Unternehmer ihre langfristigen Visionen verfolgen: Sie gehören häufig zu den Anwendern neuer Produkte und Technologien. Sie haben keine Scheu vor Innovation, sondern sehen darin die Chance, ihr Geschäft zu stärken.
Ein Beispiel: Es ist kein Geheimnis, dass die anrollende Welle an KI-Technologie für Unternehmen ein großes Anliegen ist. KI könnte grundlegende Aspekte unternehmerischer Prozesse umgestalten, angefangen bei der Risikoprognose bis hin zur Vertragsabwicklung. Der Wandel wird so umfassend sein, dass Sundar Pichai, CEO von Google, mutmaßt, KI führe zu Veränderungen, „die tiefgreifender sind als die durch Elektrizität oder Feuer“.
Auch hier weisen erfolgreiche Unternehmer den Weg, weil sie das unglaubliche Potenzial der neuen Technologie zu nutzen wissen. 73 Prozent der CEOs, die wir im Rahmen des EY Growth Barometer befragten, gaben an, dass sie planen, KI-Technologien in den kommenden zwei Jahren einzusetzen. Sie stellen sogar mehr Mitarbeiter ein, um die Innovation voranzutreiben. Schon heute kommt mehr als die Hälfte ihrer neuen Fachkräfte aus den Bereichen IT, Analytics und Social Media, wodurch sich Unternehmen ihre zukünftige Wettbewerbsfähigkeit in einem dynamischen digitalen Umfeld sichern möchten.
Wenn die besten Unternehmer die besten langfristigen Denker sind, liegt es auf der Hand, dass sie uns den Weg in die Zukunft weisen. In einer Welt kurzfristiger Belastungen, rund um die Uhr laufender Nachrichten, unsicherer geopolitischer und ökonomischer Gegebenheiten und bahnbrechender Technologien können wir alle viel von ihnen lernen. Erfolgreiche Unternehmer erkennen Chancen, bringen clevere, kurzfristige Opfer, erschließen neue Innovation und belegen die Kraft einer langfristigen Vision. Auf diese Weise tragen sie dazu bei, eine stabile wirtschaftliche Zukunft für uns alle aufzubauen.
Unter dem Motto „Erschüttern oder prägen Industriekollisionen unser zukünftiges Denken?“ versammelt das EY World Entrepreneur Of The Year 2018™ Forum vom 13. bis 17. Juni die weltweit führenden Unternehmer und Firmen. Diskutieren Sie mit: #WEOY #BetterQuestions #GrowthBarometer.
