Die zwei Säulen BIRD und IReF bilden zusammen die langfristige ESZB-Strategie für eine schnellere und einheitlichere Berichterstattung der Banken.
Die heute bestehenden Berichtspflichten an unterschiedliche Aufsichtsbehörden – von den nationalen Aufsehern über die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) bis zur Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (European Banking Authority, EBA) und dem Einheitlichen Bankenabwicklungsmechanismus (Single Resolution Mechanism, SRM) – werden überführt in ein einheitliches umfassendes Rahmenwerk.
Anwendung von BIRD bleibt freiwillig, dürfte sich aber lohnen
Auch wenn BIRD fakultativ bleibt: Durch die Standardisierung auf Ebene der Eingangsdaten trägt das System zu einer Harmonisierung des regulatorischen Reportings bei. Eine gemeinsame Einführung von BIRD und IReF dürfte daher für die Mehrzahl der Institute insbesondere mit internationalem Geschäft sinnvoll sein. Der Verzicht auf BIRD und die Umsetzung der IReF-Meldepflichten über den jeweiligen Softwareanbieter – innerhalb deren proprietärer Datenmodelle – wird sich voraussichtlich vor allem für kleine Institute anbieten.
Zu den Details der beiden Systeme sind noch zahlreiche Fragen offen. Die Regeln befinden sich mitten in der Entwicklung. Die Basis der Veränderungen steht jedoch fest, daher ist eine Vorbereitung auf die anstehende Umstellung für Institute heute schon sinnvoll. Eine Befragung von Banken, die als Grundlage einer Kosten-Nutzen-Analyse für IReF dient, wurde im April 2021 abgeschlossen. In den kommenden Monaten wird sie ausgewertet, das System weiterentwickelt. Im Jahresverlauf 2023 ist dann mit der finalen Version zu rechnen.
Termin
2023sollen voraussichtlich die endgültigen Regeln für BIRD und IReF kommen.
Angepasste Quelldaten sind vielseitig einsetzbar
BIRD wird aus unterschiedlichen Layern bestehen, in denen die Quelldaten aus den hauseigenen Systemen nach vorgegebenen Transformationsregeln umgewandelt werden. Diese Datenbasis kann dann als Grundlage für regulatorische Reportings dienen. Aus dem Datenhub lassen sich auch die bankinternen Systeme füttern, zum Beispiel für das Kunden- oder Risikomanagement sowie das Managementinformationssystem.
Der Grundgedanke von IReF ist, dass die zahlreichen bestehenden Reports künftig durch einen einheitlichen EU-Meldestandard ersetzt werden, der den Reportingdruck und die Kosten senken soll. Die Aufsichtsbehörden fragen heute zwar oft die gleichen Daten ab, aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten, über divergierende Zeiträume und teilweise mit abweichender Syntax. Der Datenpool soll die Anforderungen aller Aufsichtsbehörden erfüllen, wobei die Informationen nicht jeder Regulierungsbehörde in der gleichen Ausführlichkeit sondern nach dem need-to-know-Prinzip zur Verfügung gestellt werden.
Implementierungskosten vs. langfristiges Sparpotenzial
Die größte Herausforderung bei der Umstellung werden für viele Institute die Kosten sein. Neben den einmaligen Implementierungskosten fällt einiger Zeitaufwand an. Für einen Übergangszeitraum dürften auch Parallelmeldungen notwendig werden, die sich je nach Dauer der Übergangsfristen zu einem der größten Kostentreiber entwickeln können.
Mittelfristig steht diesen Nachteilen jedoch eine Reihe von Vorteilen gegenüber. Die gemeinsame Datensprache, die mit BIRD eingeführt wird, vereinfacht die Kommunikation und verbessert die Transparenz – auch über Ländergrenzen hinweg. Gleichzeitig sorgt IReF durch die Zusammenführung und Integration der Meldungen, einheitliche Berichtsrhythmen und vereinfachte Prozesse für reduzierten Meldeaufwand. Künftige Regulierungsanpassungen sind innerhalb des Systems sehr viel einfacher umzusetzen. Das gilt umso mehr, als die EU im Zuge der Digitalisierung auch darauf abzielt, neue Vorschriften mittelfristig auch vollständig maschinenlesbar zur Verfügung zu stellen.
Schließlich ergeben sich erhebliche Kostensenkungspotenziale. Zum einen reduziert sich der Aufwand durch den Wegfall der meisten separaten Meldepflichten sowohl für Regel- als auch Ad-hoc-Meldungen und ermöglicht eine vereinfachte Kommunikation mit den Aufsichtsbehörden. Zum anderen machen die einheitlichen Datendefinitionen bei den Eingangsdaten sowohl einen Wechsel des Softwareanbieters als auch das komplette Outsourcing des regulatorischen Meldewesens und die Nutzung moderner Cloud-Technologien sehr viel einfacher.
Enger Zeitplan für BIRD- und IReF-Umsetzung
Auch wenn die genaue Ausgestaltung der Regeln noch nicht klar ist, bleibt den Kreditinstituten für die Vorbereitung nur begrenzt Zeit. Der erste Entwurf der IReF-Verordnung ist für die erste Jahreshälfte 2022 geplant. Bis Ende 2023 soll die Verordnung nach derzeitiger Planung angenommen werden, einschließlich der Einbindung von BIRD in die Regularien. Zwischen 2024 und 2027 sollen die neuen IReF-Regeln sukzessive eingeführt werden, mit einem noch nicht näher definierten Implementierungsfahrplan.
Die Anpassung des regulatorischen Reportings, ein umfassender IT-Plan sowie die Projektierung der Implementierung müssen innerhalb dieses Zeitplans binnen 12 bis 18 Monaten ab Ende 2023 erfolgen.
Sportlicher Zeitrahmen
18Monate haben Banken maximal Zeit, sich auf IReF und BIRD umzustellen.
Umso entscheidender ist angesichts der knappen Umsetzungsphase die Vorbereitung. Mit Hilfe der bekannten Informationen lässt sich schon heute prüfen, welche Lücken zwischen dem internen Datenmodell und dem BIRD-Ansatz bestehen. Viele dieser Unterschiede lassen sich bereits anpassen und in bestehenden und geplanten Change-Initiativen berücksichtigen. Abhängig von den Unternehmenspräferenzen sollten auch verschiedene Umsetzungsalternativen geprüft werden, bis hin zu einer künftigen Auslagerung des regulatorischen Meldewesens – für eine noch deutlichere Reduzierung des Aufwands im eigenen Unternehmen.
Fazit
Um die regulatorische Berichtslast (reduction of reporting burden) für Banken zu reduzieren, bereitet die Europäische Zentralbank zwei Initiativen vor. Die Harmonisierung der bestehenden Berichtspflichten wird ergänzt durch ein – fakultatives – einheitliches Datenmodell (data dictionary). An den Details wird noch gefeilt. Doch angesichts des knappen Zeitplans sind Banken gut beraten, sich frühzeitig auf die anstehenden Veränderungen vorzubereiten.