Mit einem digitalen Zwilling kann die Montagelinie auf der Grundlage der Optionen simuliert werden, noch bevor die Woche geplant ist. Dann ist bereits erkennbar, wo Prozessprobleme lauern. Sogar virtuelle Geräte lassen sich aus technischer Sicht in Echtzeit testen, bevor sie fest installiert werden.
Infrastruktur der Anlage: Und wenn Sie eine Anlage überwachen könnten, ohne physisch anwesend zu sein? Mit einem digitalen Zwilling lässt sich dies und noch mehr umsetzen. So kann man etwa mit virtueller Realität eine Führung durch den Fertigungsbereich eines Werks in Mexiko machen und Mitarbeiter von einem Laptop aus schulen. Bei einem digitalen Zwilling muss das Gerät nicht einmal physisch installiert werden, um anderen den Umgang damit zu zeigen.
Anlagenwartung: Durch die Überwachung der Echtzeitdaten von IoT-Sensoren im Fertigungsprozess kann der digitale Zwilling auch simulieren, wann eine Wartung für wichtige Geräte erforderlich wird. Er kann sogar über den Zustand einer gesamten Produktionslinie, einer Fabrik oder eines Fabriknetzes Auskunft geben. In einem Bericht von 2018 schätzt Gartner, dass Unternehmen (und Verbraucher) dank des Einsatzes von IoT durch digitale Zwillinge jährlich 1 Billion US-Dollar bei der Wartung von Anlagen einsparen werden.
Gezielte Rückrufe: Wenn wichtige Produktkomponenten und deren Seriennummern in einem digitalen Zwilling getrackt werden – wodurch sie rückverfolgbar sind –, müssen im Falle eines Problems nicht Zehntausende von Produkten zurückgerufen werden. Die Anstrengungen lassen sich auf die direkt betroffenen Produkte beschränken – zum Beispiel, indem man eine Lieferung von Einzelteilen lokalisiert, die beim Transport aus Übersee korrodiert sind.
Einzelhandel: Der digitale Zwilling hilft sogar in Bereichen mit Kundenkontakt. Ein digitaler Zwilling der produzierten Fahrzeuge mit 3D-Visualisierung ermöglicht es einem potenziellen Käufer beispielsweise, das Auto online in verschiedenen Farben anzusehen. Gleiches gilt für unterschiedliche Optionen im Fahrzeuginnenraum. So entsteht ein reicheres und personalisiertes Kundenerlebnis.
Ersatzteilmarkt/Verbraucherservice: Auf dem Gebrauchtwagenmarkt müssen Verbraucher den Zustand eines Fahrzeugs schätzen oder sich eventuell durch Vergleichsportale klicken. Wer einem Fahrzeug eine digitale Identität verleiht (mit einem digitalen Zwilling und einer Blockchain), kann verfolgen, wie oft es gewartet wurde, und Fragen wie diese beantworten: Wurden bei der Reparatur Originalteile oder solche vom Ersatzteilmarkt verwendet? Gab es, basierend auf einer Auswirkungsanalyse, einen nicht registrierten Unfall?
Der Zwilling enthält alle Leistungs-, Sensor- und Inspektionsdaten in Echtzeit sowie die Servicehistorie, Konfigurationsänderungen, Ersatzteil- und Garantiedaten.
Lieferkette: Digitale Zwillinge ermöglichen es, Ereignisse, die sich auf die Lieferkette auswirken – wie eine Naturkatastrophe oder ein Handelsstreit mit einem wichtigen Land –, zu überwachen und zu simulieren. Daraus lässt sich schließen, wie man proaktiv reagieren kann.
Wenn zum Beispiel die Auswirkungen reduzierter Rohstofflieferungen aus China simuliert werden sollen, kann ein digitaler Zwilling bei der Entscheidung helfen, wie Kundenverpflichtungen effizient erfüllt werden können. Hersteller können verschiedene Datenpunkte nachbilden – etwa wie lange die Komponente unterwegs oder ob sie verderblich ist – und anfangen, proaktiver zu handeln.
Doch das kratzt nur an der Oberfläche dessen, was ein digitaler Zwilling leisten kann. In einem weiteren Artikel werden wir die Supply-Chain-Frage genauer unter die Lupe nehmen und untersuchen, wie andere Technologien sie von Anfang bis Ende revolutionieren können.