7 Minuten Lesezeit 22 Februar 2019
Frau mit Hand auf Medienbildschirm

Wie die Interaktion von Mensch und Maschine neue Möglichkeiten in der Medien- und Unterhaltungsbranche eröffnen könnte

Von EY Global

Multidisciplinary professional services organization

7 Minuten Lesezeit 22 Februar 2019

Das Internet of Things (IoT) bietet viele neue Möglichkeiten Zuhause, im Arbeitsleben und in der Freizeit. Wir untersuchen die Interaktionsmöglichkeiten zwischen Mensch und Maschine.

Obwohl das Potenzial des IoT gewaltig ist, befindet sich die praktische Umsetzung noch in einer sehr frühen Phase. Viele aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet des IoT konzentrieren sich zudem auf industrielle Anwendungen. Dabei kann das IoT auch für Medienkonsumenten neue, sehr persönliche Unterhaltungserlebnisse bieten. Wir befassen uns mit einigen Grundlagen und mit der Frage, wie Medien- und Unterhaltungsunternehmen sich schon jetzt optimal auf das IoT der Zukunft vorbereiten können.

Was ist das IoT?

Das IoT ist die Vernetzung von Geräten, die über Software und Sensoren miteinander kommunizieren, Daten sammeln und untereinander austauschen können – direkt über das Internet. Durch das IoT eröffnet sich eine ganz neue Welt. Es bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten und Vernetzungen im Arbeitsleben oder in der Freizeit.

Die Kernelemente des IoT

Das IoT stellt die Verbindung von Sensoren, Geräten und Anwendern her und ermöglicht so eine Art fließenden Austausch zwischen Mensch und Maschine, Software und Hardware. Durch die Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens können die an diesen Verbindungen beteiligten Geräte antizipieren, reagieren, antworten und die physische Welt etwa ebenso verbessern, wie das Internet mit Netzwerken und Monitoren die Informationswelt verbessert.

Viele aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet des IoT konzentrieren sich zudem auf industrielle Anwendungen. Dabei kann das IoT auch für Medienkonsumenten neue, sehr persönliche Unterhaltungserlebnisse bieten.

Die Sensoren für die IoT-Expansion im Medienbereich

Dank immer höher entwickelter Sensoren können die Geräte den Konsumenten so gut lesen, einschätzen und verstehen wie nie zuvor.

Die Sensoren messen die physischen Eingaben und wandeln sie in Rohdaten um, die dann für Analysezwecke digital gespeichert und zugänglich gemacht werden können.

Zu den am häufigsten diskutierten Anwendungen für Sensoren gehören sämtliche Smart-Anwendungen – Intelligente Städte und Umwelt, intelligentes Wasser, intelligente Messgeräte, Sicherheits- und Notdienste, intelligenter Einzelhandel, intelligente Logistik, Industriesteuerung, Landwirtschaft, Hausautomation und E-Gesundheit.

Für Medien- und Unterhaltungsunternehmen sind vor allem Sensoren für die folgenden Bereiche relevant:

  • Ton, Audio und Akustik – Tonidentifizierung, Sprach- und Stimmerkennung sowie Echomessung und -lokalisierung. Erkennen von Objekten und Entfernungen. Anwendungen: Mikrofone, Hydrofone, Transceiver, Ultraschallsensoren, Audiosysteme, Lautsprecher, Headsets, Kameras und Anwendungen mit Fingerabdruckerkennung.
  • Temperatur und Thermik – Messen von Temperatur oder Wärme. GSR-Sensoren, Infrarotsensoren, Kameras, Wearables, Smart Homes und vernetzte Fahrzeuge.
  • Bewegung und Geschwindigkeit – Erkennung der Bewegung eines Objekts, Erfassung von Rotationen und Richtungswechseln, Beschleunigungsmessung und Reagieren auf Geschwindigkeit. Anwendungen: Video- und Online-Spiele (für Ortungszwecke), 3D-Motion-Ortungsprodukte, 3D-Charakteranimation, Sportwissenschaften, Kamerastabilisierung, elektrische Keyboards und Smartphones.
  • Optik, Licht und Bildgebung – Messung verschiedener Ausgabewerte mithilfe von Licht. Erkennen von Entfernungen oder Objekten mithilfe von Licht. Umwandlung von Licht in ein Signal. Anwendungen: Bildsensoren für HD-Videodaten, Videobilder, Wärmebilder, Wearables, Kameras, Webcams und Smartphones.
  • Nähe, Position und Präsenz – Feedback zu Positionsdaten und Erkennung von Höhe und Breite. Kontaktlose Erkennung von Objekten, Erfassung von UV-Index, Umgebungslicht, Distanzen mit hoher Reichweite, Herzfrequenz oder Puls, Bewegungen mit 2D- oder 3D-Gesten. Anwendungen: GPS, Kameras, Wearables, Smartphones, Spielkonsolen und vernetzte Fahrzeuge.
  • Druck und Kraft – Erkennen der Drucklast. Messung von Kraft und Gewicht. Erkennen von Berührung und Kontaktdruck. Anwendungen: Virtual Reality, Gestenerkennung, Video- und Mobile Gaming, Touchscreen-Geräte, Kameras, Sicherheitsanwendungen und Smart Homes.
  • Magnetismus – Messung der Stärke und Ausrichtung eines Magnetfelds. Anwendungen: Sicherheits- und Ortungssysteme, Spielkonsolen und vernetzte Fahrzeuge.
  • Durchfluss, Flüssigkeit, Chemikalien und Gas – Messung der Fließgeschwindigkeit von Flüssigkeiten oder Gasen. Messung des Raumfeuchtewerts. Erfassung und Überwachung gefährlicher chemischer Elemente (Kohlenmonoxid, Strahlung). Anwendungen: Kameras, Wearables, Smartphones, Sicherheitssysteme für Smart Homes und vernetzte Fahrzeuge.

Wo Vision und Umsetzung aufeinandertreffen

Eine vollständig umgesetzte IoT-Vision beinhaltet drei Elemente für ein vernetztes Erlebnis:

  1. Personalisierung zu Hause und im Straßenverkehr – Weil sie bestimmte Eigenschaften des Gerätebesitzers kennen, können die Sensoren zusätzliche Daten sammeln, die Medien- und Unterhaltungsunternehmen die Bereitstellung personalisierter Erlebnisse und Werbungen ermöglichen.

    Werbeanzeigen können mit den besonderen Interessen einer Person in Zusammenhang gesetzt werden. Im Straßenverkehr: Vernetzte Autos bieten immer mehr Konnektivität und Automatisierung, wie zum Beispiel Dashboard-Schnittstellen für den Zugriff auf E-Mail, Musik- und Videostreaming und soziale Netzwerke und die Aussicht auf einen selbstfahrenden und selbstparkenden Fahrmodus.
  2. Authentifizierung und Verifizierung – Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich an einem Terminal am Bahnhof und haben sofort Zugriff auf Ihren TV-Dienst, ohne sich erst anmelden zu müssen. Auf der nächsten Stufe könnte mithilfe von Big-Data-Algorithmen ein Großbildschirmerlebnis für eine öffentliche Gruppe erstellt werden, das auf einer Kombination von Inhalten basiert, an denen die Mitglieder der Gruppe die Rechte besitzen und die sie gerne anschauen.
  3. Wearables – Kleine, vernetzte Computer, die am Körper getragen werden, können neue Daten zugänglich machen, die sowohl eine Lösung für die Defizite der derzeitigen Messsysteme darstellen könnten, wie zum Beispiel durch die plattformübergreifende Deduplizierung einzelner Nutzer, als auch das Wissen der Vermarkter über ihre Nutzer erweitern.

Durch das IoT können Werbetreibende und Medien- und Unterhaltungsunternehmen wichtige Fragen zum Verbraucherverhalten wie diese vielleicht bald beantworten:

  • Welche Anzahl von Werbemittelkontakten führt zu einer Konversion? In welchem Kontext war eine Werbeanzeige am erfolgreichsten?
  • Wie oft hat eine Person eine Werbeanzeige tatsächlich „angesehen“?
  • Wie viele Werbemittelkontakte erfolgten tatsächlich mit einer einzigen Person und nicht mit derselben Person auf mehreren Plattformen?

Es ist Vorsicht geboten

So viele Möglichkeiten das IoT auch bietet: Es gibt einige signifikante Risiken, mit denen man sich als Medien- und Unterhaltungsunternehmen befassen sollte, bevor das IoT flächendeckend eingesetzt wird:

  • Regulierung. Gesetzgeber auf der ganzen Welt befassen sich bereits mit den zahlreichen Herausforderungen, die das IoT mit sich bringt. Das gilt zum Beispiel für geistiges Eigentum: Wem gehören die Daten? Selbst wenn der Eigentümer klar ist, bleibt fraglich, für wie lange er die Rechte an den gesammelten Daten besitzt.
  • Datenschutz. Eine wesentliche Herausforderung stellt auch das Sammeln der enormen Datenmengen durch das IoT-Ökosystem dar, die mit den von Sensoren und anderen IoT-Lösungen gelieferten Daten in Zusammenhang gesetzt werden.
  • Cybersecurity. Die Frage der Sicherheit ist und bleibt ein Aspekt, der sich exponentiell verkomplizieren wird, je mehr Geräte, Software, Maschinen und Menschen über das IoT miteinander vernetzt werden.
  • Rechtsfragen. Juristen aus aller Herren Länder befassen sich derzeit mit verschiedenen Rechtsfragen:
    • Wer haftet bei einer Fehlfunktion eines vernetzten Geräts, oder wenn es gar zu einem Unfall kommt?
    • Wer haftet bei Datenschutzverletzungen?
    • Wie stellt sich die Haftung des Anbieters im Verhältnis zur Haftung des Konsumenten dar?
  • Standardisierung. Ohne eine gemeinsame Sprache oder Implementierungsstandards bleibt der Anwendungsbereich für das IoT begrenzt.
  • Skalierbarkeit. Nur wenn das IoT eine kritische Masse erreicht, können Medien- und Unterhaltungsunternehmen die finanziellen Vorteile ihrer Investitionen in personalisierte Inhalte vollständig ausschöpfen.

Die nächste Entwicklungsstufe: In vier Schritten zur IoT-Führung

  1. Schaffen Sie eine Innovationskultur zur Bewertung des Kundenerlebnisses in jeder Phase.
  2. Setzen Sie ein agiles Hybridmodell ein und übernehmen Sie Schlüsselelemente aus der Automobilindustrie und anderen Sektoren mit weit entwickeltem IoT.
  3. Schaffen Sie Programmierschnittstellen (APIs) für verschiedene IoT-Ökosysteme.
  4. Führen Sie ein Risikomanagement im gesamten Unternehmen ein.

Im Grunde ermöglicht das IoT die Automatisierung von alltäglichen, manuellen Aufgaben. So können Mitarbeiter ihre Zeit mit Aufgaben verbringen, die sie auch gern machen. Wenn diese Zeit dann dafür genutzt wird, Inhalte zu konsumieren und sich eingehender mit ihnen zu beschäftigen, dann werden sich die IoT-Investitionen der Medien- und Unterhaltsbranche auszahlen.

human machine interactions that unlock possibilities in media and entertainment
human machine interactions that unlock possibilities in media and entertainment

Fazit

Das IoT ist ebenso disruptiv wie unvermeidbar. Medien- und Unterhaltungsunternehmen befinden sich in der einzigartigen Position, um sich daraus einen frühen Vorteil zu sichern.

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