4 Minuten Lesezeit 25 Jänner 2021
Zwei Geschäftsleute stehen auf einem Steg an einem See

Trendwende am Immobilienmarkt?

Autoren
Stephan Größ

Partner bei EY Law – Pelzmann Gall Größ Rechtsanwälte GmbH* | Österreich

Stephan Größ ist Partner bei EY Law* und Leiter des Real Estate Sektors bei EY Österreich. Er begleitet Immobilientransaktionen von der anwaltlichen Seite. Stephan ist verheiratet und hat einen Sohn.

Alexander Wlasto

Partner Real Estate Assurance | Österreich

Wird durch die Freude an den Aufgaben täglich aufs Neue motiviert. Ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Findet Ausgleich beim Segeln und im Weingarten in Begleitung seines Hundes.

4 Minuten Lesezeit 25 Jänner 2021

Demografischer Wandel, Green Deal, Digitalisierung und die Coronakrise beeinflussen alle Märkte weltweit. Wie attraktiv bleiben in dieser Zeit Immobilien als Anlageformen?

Überblick

  • Erneut steigendes Transaktionsvolumen erwartet
  • Immobiliensegment Wohnen mit positivster Prognose – Büro, Einzelhandel und Hotel verhaltener
  • Demografie, Digitalisierung und Nachhaltigkeit als bestimmende Megatrends

Wir leben in einer Zeit der strukturellen Transformation. Noch bevor die Coronakrise zu Beginn des Jahres 2020 über die Welt wie ein Taifun hinweg zog und auch die Wirtschaftsmärkte durchrüttelte, waren wir im Bann der großen Megatrends wie Digitalisierung, Klimaschutz und demografischer Wandel. Kein Unternehmen der Welt bleibt davon unberührt, kein Markt der Welt unbeeinflusst.

Wenn die Zeiten unsicher werden, greifen Investoren weltweit zu besonders sicheren Anlageformen. Dazu zählen ganz besonders Immobilien, die sogar der weltweiten Coronakrise trotzen, wie eine aktuelle Umfrage von EY zeigt. In diesem Jahr schätzen alle der rund 50 befragen Investoren den Immobilienstandort Österreich als attraktiv bzw. sehr attraktiv ein – 2020 waren es 96 Prozent. Die Mehrheit der Befragten geht zudem davon aus, dass sich das Volumen steigern wird (71%). Nur etwa jeder Vierte glaubt (28 %), dass eine Volumensenkung stattfinden wird.

Diese Trends beeinflussen den Immobilienmarkt 2021

Bereits in den letzten Jahren ist der demografische Wandel als bedeutendster Megatrend unserer Studie hervorgegangen (2019: 92%; 2020: 96%). Für das Jahr 2021 sind erstmals 100% der Studienteilnehmer der Meinung, dass der demografische Wandel den Immobilienmarkt beeinflussen wird. Der Klimawandel gewinnt Jahr für Jahr an Gewicht und liegt im Jahr 2021 bei 80% (im Vorjahr 57%; 2019 41%). Dauerbrenner ist nach wie vor die Digitalisierung (88%), die im Vorjahr bei 85% lag.

Investoren, Projektentwickler und auch die Bauwirtschaft müssen diese Trends bei der Planung ihrer Projekte und ihrer Investitionsvorhaben berücksichtigen. Der demografische Wandel darf dabei nicht falsch eingeschätzt werden: Zwar wird die Geburtenrate in den nächsten Jahren in den industrialisierten Ländern voraussichtlich abnehmen, allerdings wird es eine größere Nachfrage nach Wohnnutzfläche pro Person durch steigende Scheidungsraten und sinkende Anzahl von Eheschließungen geben. Gleichzeitig wird auch die Bevölkerung immer älter.

In Bezug auf den Klimawandel sollte man vor allem auf die Klimaneutralität der Gebäude achten und im Wesentlichen auf eine vollständige Reduktion des CO2-Ausstoßes setzen. Nur so wird langfristig investiert und gebaut – immerhin soll die EU bis 2050 klimaneutral werden, Österreich nach den aktuellen Plänen der Bundesregierung sogar schon 2040.

Die Digitalisierung begleitet den Immobilienmarkt hingegen schon seit einigen Jahren. Sie bietet für Immobilienentwickler und -investoren auch die Möglichkeit, ihre Objekte möglichst effizient zu nutzen.

Auf folgende Asset-Klassen legen Investoren 2021 den Fokus

  • Wohnen

    Der Trend steigender Preise im Wohnsegment wird sich im Jahr 2021 insbesondere in 1a-Lagen (67%) fortsetzen. Nur wenige Befragte sehen in 1b-Lagen (11%) sowie in Peripherie (19%) die Möglichkeit sinkender Preise.

  • Büro

    Gleichbleibend zum Vorjahr werden im Bürosegment (1a- und 1b-Lagen) vom Großteil der Befragten eher stagnierende Preise erwartet (65% bzw. 55%). In der Peripherie wird von 50% mit fallenden Preisen gerechnet, 2020 waren es 38%. 

  • Hotel

    Waren 2020 noch 52% der Befragten davon überzeugt, dass Preise in Toplagen (52%) und 1b-Lagen (36%) Preissteigerungen erfahren, erwarten dies im Jahr 2021 nur noch 4% bzw. 8%.

  • Retail

    54% der Experten gehen von stagnierenden Preisen in Toplagen aus (2020 waren es 48%). In 1b-Lagen und der Peripherie wird, wie bereits im Vorjahr, von einem Preisrückgang ausgegangen (54% bzw. 60%).

  • Logistik

    In 1a-Lagen werden Preissteigerungen erwartet (52%). Allgemein wird der Logistik-Sektor als eher stabil eingeschätzt.  

Welche Auswirkungen hat COVID-19 auf den Immobilienmarkt?

Nach Einschätzung der befragten Investoren wird sich der Immobilienmarkt relativ rasch von der Coronakrise erholen – das gilt selbst für stark betroffene Asset-Klassen wie Büro, Ferienhotellerie und Shopping-Center. Diese sollten sich bis spätestens 2023 von den Auswirkungen der Pandemie erholen.

Etwas pessimistischer ist die Einschätzung für Business Hotels und Büroimmobilien in der Peripherie – ein knappes Drittel der Befragten geht hier davon aus, dass sich diese Immobilien gar nicht von der Krise erholen werden.  

Wien bleibt die attraktivste Lage

Im Jahr 2021 liegt Wien unverändert im Hauptinteresse der Investoren. Auch Linz, Salzburg, Graz. Innsbruck, St. Pölten und Klagenfurt werden von den Experten als interessante Investment-Locations gesehen.

Auffallend ist, dass Klagenfurt in allen Segmenten an Bedeutung gewonnen hat. Erschien die Landeshauptstadt im Jahr 2020 mit 5% im Wohnsegment und 3% im Bürosegment als wenig interessant, ist für 2021 insbesondere ein Anstieg im Einzelhandel (11%) zu verzeichnen.

Webcast zur Studie verpasst?

Sie können den Webcast jederzeit kostenfrei als On-Demand-Version ansehen. 

Webcast jetzt ansehen

Fazit

Auch 2021 bleiben Immobilien eine beliebte Anlageform für Investoren. Besonders der österreichische Immobilienmarkt bleibt ein attraktives Ziel. Trends wie demografischer Wandel, Klimaschutz und Digitalisierung sollten bei Investitionsentscheidungen jedoch unbedingt berücksichtigt werden.  

Über diesen Artikel

Autoren
Stephan Größ

Partner bei EY Law – Pelzmann Gall Größ Rechtsanwälte GmbH* | Österreich

Stephan Größ ist Partner bei EY Law* und Leiter des Real Estate Sektors bei EY Österreich. Er begleitet Immobilientransaktionen von der anwaltlichen Seite. Stephan ist verheiratet und hat einen Sohn.

Alexander Wlasto

Partner Real Estate Assurance | Österreich

Wird durch die Freude an den Aufgaben täglich aufs Neue motiviert. Ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Findet Ausgleich beim Segeln und im Weingarten in Begleitung seines Hundes.