4 Minuten Lesezeit 7 Juli 2022
Mann bedient Tablet vor einem Automaten

Werden Österreichs Unternehmen immer digitaler?

Autoren
Gunther Reimoser

Country Managing Partner | Österreich

Berater und Prüfer aus Leidenschaft. Lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in seinem Heimatort Perchtoldsdorf. Passionierter Fußballer, Läufer und Mountainbiker.

Axel Preiss

Leiter Consulting | Österreich

Dynamischer Leader in verschiedenen Branchen mit Fokus auf Industrie-, Energie- und Dienstleistungsunternehmen. Ist sportlich aktiv und verbringt seine Zeit am liebsten mit seiner Familie.

4 Minuten Lesezeit 7 Juli 2022

Die Bedeutung digitaler Technologien für das Geschäftsmodell mittelständischer Unternehmen steigt durch Corona.

Bereits 2020 hatte die Corona-Pandemie einen Digitalisierung-Schub in Österreich ausgelöst, der sich auch im Folgejahr erneut bemerkbar gemacht hat. Im Rahmen unserer Studie „Digitaler Wandel im österreichischen Mittelstand“ wurden über 600 mittelständische Unternehmen mit 30 bis 2.000 Mitarbeiter:innen in Österreich befragt. Obwohl sich vergangenes Jahr Homeoffice, virtuelle Zusammenarbeit und digitales Umdenken bereits vielerorts gut manifestiert haben, geben auch heuer fast drei von vier befragten Mittelständlern (73 %) an, dass die Wichtigkeit digitaler Technologien durch die COVID-19-Krise noch weiter gestiegen ist. Lediglich jedes 50. Unternehmen stellt hingegen eine gesunkene Bedeutung fest.

Wichtigkeit digitaler Technologien

73 %

geben an, dass die Wichtigkeit digitaler Technologien durch die COVID-19-Krise noch weiter gestiegen ist.

Die Bedeutung digitaler Technologien für das Geschäftsmodell mittelständischer Unternehmen ist gegenüber dem Vorjahr erneut leicht gewachsen: 80 Prozent der Betriebe weisen ihnen inzwischen eine mittelgroße oder sehr große Bedeutung zu – vor einem Jahr noch lag der Anteil bei 77 Prozent. 29 Prozent (Vorjahr: 30 %) bewerten die Rolle der Digitalisierung sogar als sehr groß. Auf Platz Eins im Relevanz-Ranking liegen Finanzdienstleister (51 %), gefolgt von Transport, Verkehr und Energie (34 %), Schlusslicht ist der Real-Estate-Sektor (10 %).

Vermehrt Investitionen in Cloud Computing geplant

Möchte man weiterhin mit der Digitalisierung Schritt halten, sind Investitionen unverzichtbar. Aktuell kommen digitale Technologien vor allem im direkten Kundenkontakt zum Einsatz (78 %), gefolgt von der Nutzung mobiler Endgeräte (52 %). Rund jeder sechste Mittelständler in Österreich (16 %) will in den kommenden zwei Jahren Cloud Computing im eigenen Unternehmen einsetzen, zwölf Prozent wollen Data Analytics einführen und jedes zehnte Unternehmen (10 %) setzt auf Künstliche Intelligenz. Trotz des Digitalisierungsschubs will fast jeder zweite Mittelständler (49 %) in den kommenden zwei Jahren keine zusätzlichen digitalen Technologien im eigenen Betrieb umsetzen.

Immerhin acht von zehn Mittelständlern (81 %) sehen derzeit keine hindernden Faktoren, die sie von einer Investition in die Digitalisierung des eigenen Geschäfts abhalten. Bei gewünschten, aber nicht durchführbaren Investitionen macht vor allem der Fachkräftemangel einen Strich durch die Rechnung: Jedes elfte befragte Unternehmen (9 %) nennt fehlendes Personal als Investitionshemmnis Nummer Eins, rund jedes 14. befragte Unternehmen (7 %) begrenzte finanzielle Ressourcen. Fehlendes Know-how wird nur von sechs Prozent der Betriebe als Hindernis genannt.

Über alle Branchen hinweg haben 83 Prozent Probleme damit, geeignete Fachkräfte zu finden – das hat auch Auswirkungen auf geplante Digitalisierungsprojekte, die durch fehlendes Personal nur langsam oder gar nicht vorankommen.
Gunther Reimoser
Country Managing Partner | Österreich

Digitalisierung nicht mehr vorrangig Thema nur großer Unternehmen

Digitale Technologien sind für die Geschäftsmodelle von größeren Mittelständlern mit Jahresumsätzen jenseits der Zehn-Millionen-Grenze inzwischen lediglich geringfügig wichtiger als für Unternehmen mit Jahresumsätzen von weniger als zwei Millionen Euro: Der Anteil der Unternehmen, der digitalen Technologien eine mittelgroße oder sehr große Bedeutung beimisst, liegt bei größeren Unternehmen mit 82 Prozent nicht viel höher als bei Unternehmen mit Jahresumsätzen unter zwei Millionen Euro (78 Prozent).

Bislang verfolgten große und kleine Player der österreichischen Wirtschaft oft sehr unterschiedliche Wege, was den Stellenwert der Digitalisierung für das eigene Geschäft anbelangt. Diese Lücke hat sich nun merklich verringert: Während 2020 jedes zweite Unternehmen mit Jahresumsätzen von mehr als 100 Millionen Euro (56 %) digitalen Technologien eine sehr große Rolle für das eigene Geschäftsmodell zuschrieb, war es bei kleineren Unternehmen (Jahresumsatz unter 30 Millionen Euro) nur jedes vierte (26 %) – ein Unterschied von 30 Prozentpunkten.
Durch fast zwei Jahre Pandemie haben sich nun auch viele kleinere Betriebe von den Pluspunkten der Digitalisierung überzeugen lassen und diese im Arbeitsalltag teilweise fest verankert – der Skepsis ist ein Wille zur Veränderung gewichen.

KMUs haben erkannt, dass sie den digitalen Absprung schaffen müssen, um nicht auf der Strecke zu bleiben und die Konkurrenz vorbeiziehen zu lassen.
Axel Preiss
Leiter Consulting | Österreich

Nicht nur bei der Umsatzgröße, sondern auch quer durch die einzelnen Sektoren gibt es Unterschiede bei der Chancen-Bewertung: Unternehmen aus dem Gesundheitssektor (87 %) und aus den Bereichen Transport, Verkehr und Energie sowie Tourismus (je 84 %) sind besonders chancen-orientiert. Im Handel- und Konsumgüterbereich, der Industrie (je 7 %) sowie dem Real-Estate-Sektor (8 %) machen sich auch Wahrnehmungen einer Bedrohung durch die digitale Transformation breit.

Digitales Österreich: gute Noten für Standort, Transportsektor am zufriedensten

63 Prozent der mittelständischen Betriebe in Österreich bewerten die Rahmenbedingungen für die Digitalisierung bezogen auf den eigenen Standort als positiv – das sind deutlich weniger als vor einem Jahr, als der Anteil bei 72 Prozent lag. Nur jedes zehnte Unternehmen (10 %) bewertet sie als ausgezeichnet. Fast jeder Dritte (31 %) bezeichnet die Rahmenbedingungen als mittelmäßig, sechs Prozent geben eine schlechte Note ab. Eine stabile und leistungsstarke Digital-Infrastruktur wird für Unternehmen zu einem immer wichtigeren Standortfaktor. Das schnelle und mittelfristige Ziel sollte es daher sein, die digitale Infrastruktur auch in den aktuell noch oft unterversorgten ländlichen Regionen bestmöglich voranzutreiben.

Mann bedient Tablet vor einem Automaten

EY-Studie “Digitaler Wandel in österreichischen Mittelstandsunternehmen“

Es wurden über 600 mittelständische Unternehmen mit 30 bis 2.000 Mitarbeiter:innen in Österreich befragt.

Hier zum Download

Fazit

Viele Unternehmen haben mittlerweile erkannt, dass die digitalen Veränderungen, die aufgrund der Corona-Pandemie sehr rasch notwendig waren, zahlreiche Vorteile bieten und oft nun gar nicht mehr wegzudenken sind. Dennoch gilt es, sich nicht auf dem implementierten Status quo auszuruhen, denn der Technologiebereich entwickelt sich stetig weiter. Um auf der Überholspur zu bleiben, ist auch weiterhin Mut zu digitaler Transformation gefragt.

Über diesen Artikel

Autoren
Gunther Reimoser

Country Managing Partner | Österreich

Berater und Prüfer aus Leidenschaft. Lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in seinem Heimatort Perchtoldsdorf. Passionierter Fußballer, Läufer und Mountainbiker.

Axel Preiss

Leiter Consulting | Österreich

Dynamischer Leader in verschiedenen Branchen mit Fokus auf Industrie-, Energie- und Dienstleistungsunternehmen. Ist sportlich aktiv und verbringt seine Zeit am liebsten mit seiner Familie.