Gibt es denn Ansätze, um Innovation in Österreich voranzutreiben?
Christoph Harreither: Ich bin mir sicher, die Förderpolitik spielt dabei eine wichtige Rolle. Einerseits müssen gezielte Investitionen getätigt und intelligente Lösungen geschaffen werden sowie Unternehmen dazu motiviert werden, in diese Richtung zu denken und zu forschen. Andererseits ist natürlich das Umdenken des Konsumenten essentiell. Zum Beispiel, dass man eben nicht mit dem Auto zum Supermarkt fährt, sondern auch alternative Systeme wie Car-Sharing nutzt. In diese Richtung denkt die kommende Generation jetzt schon sehr stark. Ich bin nicht dafür, dass man da wahnsinnig viele Verbote schafft, sondern Anreizsysteme, die in die entsprechende Richtung lenken.
Robert Kanduth: Ich sehe das etwas anders. Es gibt ein paar umweltbewusste Menschen – doch die Mehrheit engagiert sich sehr wenig. Diese passt ihr Verhalten nur dann an, wenn entsprechende Gesetze geschaffen werden. Fahren Sie einmal in einen Tunnel oder auf eine Autobahn mit Section Control. Da wird kaum jemand in den Blitz fahren. Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Wenn Sie heute ein Haus bauen, bekommen Sie extrem viele Auflagen. Stufen, Geländer, einfach alles wird genau definiert – warum kann man dann nicht auch erneuerbare Energie definieren? Warum dürfen immer noch Ölheizungen eingebaut werden? Ich bin mir sicher, dass ohne Gesetze nichts passieren wird. Bestes Beispiel sind Elektroautos: Immer mehr Leute kaufen sich diese – aber nicht etwa wegen der Reichweite, sondern weil man gratis parkt, keine Mehrwertsteuer und Nova (Normverbrauchsabgabe, die beim Neukauf eines Autos fällig wird, Anm.) zahlt, auch der Sachbezug ist befreit.
2017 hat der chinesische Konzern Haier 51 % der Anteile und 50 % der Stimmrechte von GREENoneTEC gekauft. Besteht hier nicht die Gefahr, dass China maßgeblichen Einfluss in Europa gewinnt, wenn chinesische Unternehmen Anteile an österreichischen Firmen erwerben?
Roberth Kanduth: Wir merken kaum etwas davon. Niemand aus China kontrolliert bei uns die Abläufe. Haier lässt seine Firmen völlig frei arbeiten und unterstützt sie lediglich mit ihrem Netzwerk, damit diese wachsen und ihren Umsatz steigern können. Durch eben dieses Netzwerk haben wir große Kunden wie General Electric in den USA gewonnen.
Christoph Harreither: Es zeichnet sich deutlich ab, dass China in der Politik sowie in der Weltwirtschaft eine immer größere Rolle spielen wird. Das Projekt Seidenstraße (welches Europa und Asien in ihrer Infrastruktur verbinden soll, Anm.) ist ein Beispiel dafür. Das bringt gleichermaßen Herausforderungen und Chancen speziell für Europas Wirtschaft mit sich. Wenn die Partnerschaften fair sind und gut funktionieren, ist das ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil und Wachstumstreiber. Das Problem ist im Moment eher, dass China sehr stark in Europa investiert, aber Europa nicht in China. Die Seidenstraße muss keine Einbahnstraße sein – wir müssen diese riesige Chance nur nutzen.
Wie sieht die Zukunft für GREENoneTEC aus? Und wie werden sich in diesem Zusammenhang Smart Cities im Bereich der erneuerbaren Energien entwickeln?
Robert Kanduth: Ich bin mir sicher, dass das Sunpad ein voller Erfolg wird und weitere Großprojekte für GREENoneTEC folgen werden. Der Plan sieht vor, dass wir davon in drei bis vier Jahren 40.000 bis 50.000 Stück pro Jahr produzieren.
Christoph Harreither: Wenn man die Entwicklung der Städte weltweit betrachtet, existiert ein riesiges CO2- und Feinstaubproblem – speziell in Megastädten wie Peking. Deshalb kann die Tendenz nur dahin gehen, dass mit erneuerbaren Energiequellen gearbeitet wird, um diese Probleme in den Griff zu bekommen. Bereits jetzt gibt es unzählige Projekte und ich bin überzeugt, dass sich dieser Trend fortsetzen wird: Elektroautos, Sonnenenergie, Windenergie – es tut sich sehr viel. Der innovativste Bereich ist derzeit aber sicher die Mobilität. Autonomes Fahren, Car-Sharing in Verbindung mit öffentlichem Nahverkehr und eine gute Infrastruktur spielen eine große Rolle – ebenso eine gute digitale Vernetzung wie eine EY-Umfrage zum Thema Smart City unlängst ergeben hat. Ein sehr spannender Bereich ist auch Smart Energy. Durch die Einführung intelligenter Messsysteme – Stichwort Smart Metering – lässt sich auf Basis der gewonnenen Daten viel Energie sparen. Es gibt also einige ausschlaggebende Felder, die bestimmen werden, wie „smart“ eine Stadt ist.