Die Szenarioanalyse ist ein wichtiges Werkzeug, um die strategischen Implikationen von klimabezogenen Risiken und Chancen zu verstehen.
Idealerweise geht eine Szenarioanalyse mit folgenden Maßnahmen einher:
Vorteile einer Szenarioanalyse
Mit einer Szenarioanalyse kann das Verständnis der wichtigsten Kosten- und Umsatztreiber in der Wertschöpfungskette des Unternehmens, die von verschiedenen Klimaszenarien betroffen sind, geschärft werden. Die grafisch aufbereiteten Ergebnisse zum modellierten Geschäftsverlauf und zu strategischen Maßnahmen können in die Entscheidungsfindung auf strategischer, sektoraler und Kundenebene einfließen, um den Klimawandel nicht nur als Risiko zu betrachten, sondern auch als Chance zu begreifen und strategischen Profit daraus zu schlagen. Dazu gehört eine höhere Resilienz gegenüber klimarelevanten Entwicklungen und eine Vorbereitung auf eine strengere Klimapolitik sowie eine Plattform für die externe Kommunikation und das Engagement mit Investoren. Sollten Sie Fragen zum Thema haben oder Unterstützung benötigen, stehen unsere Experten gerne für Sie zur Verfügung.
Klimawandel in der österreichischen Unternehmensberichterstattung
In der aktuellen EY-Publikation „Nachhaltigkeitsberichterstattung österreichischer Top-Unternehmen 2020“ wurde ein Themenschwerpunkt auf die Berichterstattung zum Klimawandel gelegt. Im Fokus stand, inwiefern das Thema auch in der Berichterstattung in Österreich aufgegriffen wird, zusätzlich wurden die Sektoren Real Estate, Finanzdienstleistungen und Industrie näher betrachtet. Für die Analyse wurde die Berichterstattung der 38 im Prime Market gelisteten Unternehmen untersucht.
28 der 38 Unternehmen (74 %) nennen in ihrer Wesentlichkeitsanalyse entweder Emissionen oder den Klimawandel selbst, beispielsweise mit „Klimaschutz“ oder „Klimawandel“, als wesentliches Thema. Weitere vier Unternehmen nennen zwar kein Klimathema, aber zumindest Energie, so zum Beispiel „Erneuerbare Energien“ oder „Energieeffizienz“.
Klimawandel in der österreichischen Unternehmensberichterstattung
74 %nennen in ihrer Wesentlichkeitsanalyse entweder Emissionen oder den Klimawandel selbst.
Von den 38 untersuchten Unternehmen haben sich zwölf Unternehmen quantitative Ziele zur Reduktion von Treibhausgasemissionen gesetzt, wovon sich wiederum sieben absolute Reduktionsziele gesetzt haben. Absolute Ziele sind aus Klimaschutzsicht begrüßenswerter, da—im Gegensatz zu Intensitätszielen — keine Gefahr besteht, dass die Emissionen auch bei Zielerreichung weiter ansteigen.
Auswirkungen auf das Geschäftsmodell
Die Klima-relevanten Auswirkungen auf das Geschäftsmodell haben in der Berichterstattung noch wenig Berücksichtigung gefunden. Das dafür am meisten verbreitete Rahmenwerk — die Empfehlungen der TCFD — wurde von nur zwei Unternehmen angewendet. Auch eine der naheliegenden Möglichkeiten auf dem Weg, „klimafit“ zu werden — nämlich, sich ein Science-Based Target zu setzen — wurde von lediglich drei Unternehmen in Anspruch genommen. Angaben zu finanziellen Auswirkungen des Klimawandels gemäß den GRI-Standards (GRI 201-2) wurden zwar von elf Unternehmen (29 %) in die Berichterstattung aufgenommen, jedoch haben nur zwei Unternehmen auch die potenziellen finanziellen Folgen des Klimawandels quantifiziert und angegeben.
Innerhalb der drei beleuchteten Sektoren (Real Estate, Finanzdienstleistungen und Industrie) ist die aktuelle Qualität und Tiefe der Berichterstattung nicht ausreichend, um einen quantitativen Überblick über die wichtigsten klimarelevanten Auswirkungen der Geschäftstätigkeiten zu gewinnen. Im Real-Estate-Bereich geht es dabei um Energiekennzahlen der verwalteten Flächen, in der Finanzwirtschaft um die mit Finanzströmen verbundenen Emissionen und in der Industrie um eine flächendeckende, konsistente Berichterstattung von Scope-1- und Scope-2-Emissionen gemäß Greenhouse-Gas-Protokoll und GRI-Anforderungen.
Trotzdem zeigt sich auch beim sektoralen Fokus, dass der Klimawandel endgültig in der Berichterstattung angekommen ist. Dass das Klima bei nichtfinanziellen Informationen thematisiert wird, ist inzwischen eher die Regel als die Ausnahme.
Fazit
Die Integration von Klimathemen in das Geschäftsmodell gewinnt an Bedeutung. Eine erfolgreiche Integration beinhaltet Elemente, die sich quer durch verschiedenste Geschäftsbereiche ziehen - von Governancestrukturen über ein Chancen- und Risikenassessment bis hin zu einer finanzorientierten Modellierung der klimarelevanten Entwicklungen. Wichtig ist dabei, dass die Ergebnisse auch in der Strategie ihre Berücksichtigung finden. Bei der Berichterstattung zu Klimathemen von österreichischen Unternehmen besteht derzeit jedoch noch Verbesserungspotential.