Etablierte Unternehmen der Automobilbranche übernehmen die Führung
Wem es gelingt, diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern, der hat die Chance, das große Potenzial dieser neuen Bezahldienste im Mobilitätssektor zu nutzen. Einige Akteure haben sich bereits in Stellung gebracht und gehen die Probleme an. Die prominentesten von ihnen sind bislang die traditionellen Automobilhersteller. Sie haben bereits einen eigenen Geschäftsbereich für Bezahldienste eingerichtet. Einige Automobilzulieferer sind bereits in das Rennen um Bezahlmethoden eingestiegen. Diese Entwicklung überrascht keineswegs, sind sie doch die natürlichen Aggregatoren, wenn es darum geht, Skaleneffekte zu erzielen.
Neben diesen klassischen Akteuren betreten jedoch auch immer mehr neue Player diesen noch unerschlossenen Markt. Zu den neuen Marktteilnehmern gehören Navigationsunternehmen, Anbieter von Unternehmenssoftware und sogar Stromversorger. Auch wenn diese Unternehmen eine umfassende Lösung erst noch entwickeln müssen, gibt es bereits erste erfolgversprechende Versuche für spezielle Einsatzgebiete. So hat sich ein globaler Zahlungsdienstleister mit einem internationalen Öl- und Gasunternehmen zusammengetan, um das mobile Bezahlen an der Zapfsäule zu erleichtern.
Interessanterweise scheinen die klassischen Zahlungsdienstleister die Mobilität als Markt der Zukunft erst noch entdecken zu müssen. Eine erwähnenswerte Ausnahme in der Bankenbranche bildet die Kooperation zwischen einer Schweizer Bank, einem deutschen Fahrzeugteilehersteller und einem Energieunternehmen, die gemeinsam einen E-Wallet für Mobilitätszwecke entwickeln. Auftraggeber und Zahlungsdienstleister haben das Marktpotenzial zwar erkannt, müssen jedoch erst noch passende Angebote entwickeln. Und diese müssen die sich verändernden Anforderungen beim Bezahlen in der Automobilbranche berücksichtigen.
Das unterschiedliche Tempo der Akteure innerhalb und außerhalb der Zahlungsverkehrsbranche überrascht etwas, da es bei den Hürden, die genommen werden müssen, nicht allein um technologische Fragen, sondern auch um die Größe geht. Da Transaktionen in der Automobilbranche immer in einem zweiseitigen Markt erfolgen, werden zukünftige Lösungen nur Erfolg haben, wenn sie sowohl von einer Großzahl der Kunden als auch von vielen Händlern akzeptiert werden.
In dieser Hinsicht haben die Unternehmen der Automobilbranche einen entscheidenden Vorteil — ihre Kunden (sowohl Verbraucher als auch Händler). Denn einen Kundenstamm von null aufzubauen erfordert Zeit, Geld und Risikobereitschaft. Für Zahlungsdienstleister kommt deshalb eher eine Kooperation mit den Automobilunternehmen infrage, da sie ihnen einen direkten Zugang zu einer breiten Kundenbasis ermöglichen würde. Unternehmen aus der Automobilindustrie könnten dadurch wiederum Know-how auf einem für sie bislang unbekannten Terrain erwerben, etwa hinsichtlich Zahlungsbestimmungen und des mit dem Betreiben von Bezahlsystemen verbundenen Risikos.
Die rasante Transformation in der Automobilindustrie könnte den nächsten Wachstumsschub für die Zahlungsverkehrsbranche bedeuten. Dabei befinden sich die bisherigen Marktakteure in der Pole-Position, um das Potenzial, das in der neuen Mobilität steckt, auszuschöpfen. Aber dazu müssen sie schnell aktiv werden und innovative Wege einschlagen, etwa indem sie sich für Kooperationen öffnen. Nur so können sie gegen neue, schnellere Akteure bestehen, die bereits ihr Kapital und Know-how in Stellung bringen.
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Redaktionelle Beiträge von Jan Lettow und Maximilian Roskosch.