3 Minuten Lesezeit 10 September 2020
Frau mit grünem Tablet in der Hand

Wie wird die ESG-Performance Ihre Zukunft gestalten?

Von Georg Rogl

Director Sustainability Services | Österreich

Unterstützt Unternehmen dabei, verantwortungsvolles Handeln gegenüber der Umwelt, den Mitarbeitern und der Gesellschaft noch stärker in die eigene Unternehmens-DNA einzubinden.

3 Minuten Lesezeit 10 September 2020

Der Stellenwert von Nachhaltigkeit in Unternehmen ist bei Investoren höher denn je. 

Institutionelle Anleger verstärken ihre Bemühungen, wenn es darum geht, die Leistung von Unternehmen anhand von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG-Faktoren) zu bewerten. Das alles spielt sich in einem Umfeld ab, in der die Regeln für die Kapitalmärkte neu geschrieben werden und sich die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie weiterhin auf globaler Ebene auswirken.

Aus der fünften EY Climate Change and Sustainability Services (CCaSS)-Umfrage unter 298 institutionellen Anlegern weltweit geht hervor, dass ESG-Informationen noch nie so wichtig waren wie heute.

Highlights:

  • 98 Prozent der befragten institutionellen Anleger bewerten nichtfinanzielle Leistungen auf Basis der Unternehmensberichterstattung
  • 91 Prozent sagen, dass die nichtfinanzielle Leistung in den letzten zwölf Monaten eine entscheidende Rolle bei ihren Anlageentscheidungen gespielt hat
  • 82 Prozent der Investoren wünschen sich mehr Transparenz bei nichtfinanziellen Daten von Unternehmen

Investoren legen mehr Wert auf ESG-Faktoren

In der diesjährigen Umfrage wurde festgestellt, dass die Investoren bei der Bewertung der Leistung von Unternehmen anhand nichtfinanzieller Faktoren immer mehr in die Pflicht genommen werden. Insgesamt bewerten 98 Prozent der Investoren die nichtfinanzielle Leistung auf der Grundlage von Unternehmensangaben, wobei 72 Prozent sagen, dass sie eine strukturierte, methodische Bewertung durchführen. Dies ist ein großer Fortschritt gegenüber den 32 Prozent, die 2018 angaben, dass sie einen strukturierten Ansatz anwenden würden. Zum Start dieser Umfragereihe im Jahr 2013, gab mehr als ein Drittel der Investoren an, dass sie "wenig oder gar keine Überprüfung der nichtfinanziellen Berichterstattung" durchführten. 

Die Jahre 2018 und 2020 im Vergleich

Die Investoren bauen auch ihr Verständnis des ESG-Berichtsuniversums aus und berücksichtigen dabei die Offenlegungen, die im Rahmen der Empfehlungen der „Task Force on Climate-related Financial Disclosures“ (TCFD) gemacht wurden. Tatsächlich wurden in dieser Umfrage deutliche Hinweise festgestellt, dass Investoren das TCFD-Rahmenwerk als einen sehr wertvollen Ansatz für umfassendere nichtfinanzielle Berichterstattung über klimabezogene Informationen betrachten. 

ESG Berichterstattung

67 %

der befragten Investoren finden die ESG Berichterstattung im TCFD-Rahmenwerk sehr nützlich.

Da sie Einblicke in den langfristigen Wert gewinnen wollen, äußerten die Investoren den starken Wunsch nach einem formalen Rahmen für die Messung und Kommunikation immaterieller Werte sowie nach einer engeren Verbindung zwischen der klassischen Finanz- und der ESG-Berichterstattung.

Wachsende ESG-Kluft: Umweltrisiken im Rampenlicht

Damit eine formelle Bewertung der ESG-Performance effektiv sein kann, benötigen Investoren standardisierte und aussagekräftige nichtfinanzielle Daten von Unternehmen. Die Unzufriedenheit der Investoren mit den Informationen, die sie über ESG-Risiken erhalten, hat jedoch seit 2018 zugenommen: So ist beispielsweise die Zahl der Investoren, die mit der Offenlegung von Umweltrisiken unzufrieden sind, seit 2018 um 14 Prozentpunkte gestiegen. Dies ist besorgniserregend, wenn man bedenkt, dass Investoren den Schwerpunkt auf solide Erkenntnisse über Umweltrisiken legen. Dieser Appetit spiegelt sich in der Tatsache wider, dass Investoren das TCFD-Rahmenwerk als die wertvollste Herangehensweise identifizieren, mit der Unternehmen ihre nichtfinanziellen Leistungen im Klimabereich offenlegen können. Es muss jedoch noch mehr getan werden, um diesem Bedarf an Erkenntnissen über Umweltrisiken gerecht zu werden. Insbesondere sind die Investoren der Meinung, dass die Unternehmen mehr tun sollten, um einen fundierten Einblick in die Art und Weise zu erhalten, wie sie die wichtigsten Klima- und andere ESG-Risiken identifizieren, bewerten und steuern.

Die Jahre 2018 und 2020 im Vergleich

ESG-Performance als Kernelement bei Investitionsentscheidungen

Die Bedeutung einer starken Abstimmung zwischen Unternehmen und Investoren wird durch die zentrale und entscheidende Rolle, die ESG-Kriterien bei Investitionsentscheidungen spielen, noch verstärkt: 91 Prozent der Investoren geben an, dass die nichtfinanzielle Performance in den letzten 12 Monaten häufig oder gelegentlich eine zentrale Rolle bei ihren Investitionsentscheidungen gespielt hat. Der Anteil der Investoren, die angeben, dass dies häufig vorkommt, ist von 34 Prozent im Jahr 2018 auf 43 Prozent gestiegen. Vor allem Klimarisiken spielen bei der Entscheidungsfindung eine bedeutende Rolle: 73 Prozent der Investoren geben an, dass sie bei ihren Entscheidung über Allokation und Auswahl von Vermögenswerten der Bewertung der physischen Risikoauswirkungen des Klimawandels viel Zeit und Aufmerksamkeit widmen; 71 Prozent sagen dasselbe von den Übergangsrisiken aufgrund des Klimawandels. Eine beträchtliche Anzahl von Anlegern nutzt auch intensiv Negativ-Screening, wobei das Positiv-Screening bei nachhaltigen Investitionsentscheidungen zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Die Zukunft der ESG-Performance: zuverlässig und transparent

Glaubwürdige Informationen stärken das Vertrauen in Unternehmen und Märkte. Investoren benötigen ESG-Informationen, die klar und transparent sind, auf qualitativ hochwertigen Daten basieren und mit robusten, zuverlässigen Prozessen und Systemen erstellt werden. Die Umfrage ergab, dass die Investoren großes Interesse an einer unabhängigen Prüfung der ESG-Performance haben. Beispielsweise gaben 75 Prozent der Befragten an, dass ihnen bei einem Unternehmen die Gewährleistung der Sicherheit bei deren Umgang mit Klimarisiken sehr wichtig ist. 

Vertrauen und Transparenz in der Klimaberichterstattung

75 %

der befragten Investoren befürworten eine klare Unternehmensstrategie gegen Klimarisiken.

Sie sehen auch ein starkes Bedürfnis, Vertrauen und Transparenz in die Offenlegung grüner Investitionen zu schaffen, wobei 82 Prozent sagten, dass es nützlich wäre, eine unabhängige Bestätigung der Auswirkungen grüner Investitionen zu haben.

Um die Erwartungen der Investoren zu erfüllen und sicherzustellen, dass die ESG-Performance eine entscheidende Rolle bei der langfristigen Reaktion auf die globale Pandemie spielt, gibt es drei Bereiche, die Unternehmen in Betracht ziehen sollten:

  1. Verbindung von nichtfinanziellen und finanziellen Informationen

  2. Einen robusteren Ansatz für die Offenlegung von Klimarisiken entwickeln, da die Welt in eine dekarbonisierte Zukunft übergeht

  3. Formelle Strukturen und Kontrollen in nichtfinanzielle Berichterstattungsprozesse einführen, um Vertrauen und Transparenz zu schaffen

Fazit

Während sich die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie weiterhin auf der globalen Bühne abspielen, bleiben Fragen offen, wie Investoren Kapital zur Unterstützung der wirtschaftlichen Erholung lenken werden. Dementsprechend greifen Investoren bei der Beurteilung der Leistung eines Unternehmens zunehmend auf nichtfinanzielle Faktoren zurück, da sie Einblick in den langfristigen Wert eines Unternehmens gewinnen wollen.

Um den Erwartungen der Investoren gerecht zu werden, sollten Unternehmen versuchen, starke Verbindungen zwischen finanzieller und nichtfinanzieller Leistung aufzubauen, robustere Ansätze zur Analyse der Risiken und Chancen des Klimawandels zu entwickeln und Strukturen und Kontrollen in die nichtfinanziellen Berichterstattungsprozesse zu bringen, um Vertrauen und Zuversicht aufzubauen.

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Von Georg Rogl

Director Sustainability Services | Österreich

Unterstützt Unternehmen dabei, verantwortungsvolles Handeln gegenüber der Umwelt, den Mitarbeitern und der Gesellschaft noch stärker in die eigene Unternehmens-DNA einzubinden.