8 Minuten Lesezeit 29 August 2018
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Wie Ihr Unternehmen mit einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie hervorsticht

Um Ihr Geschäft fit für die Zukunft zu machen, ist es heute wichtiger denn je, Nachhaltigkeit strategisch zu verankern. In diesem Zusammenhang spielen globale Megatrends eine zentrale Rolle. 

Um Ihr Geschäft fit für die Zukunft zu machen, ist es heute wichtiger denn je, den Aspekt der Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie fest zu verankern. Unternehmen weltweit merken, dass sie sich dafür auf globale Megatrends und deren potentielle Auswirkungen vorbereiten müssen. Diese können die Unternehmensführung in den kommenden Jahrzehnten von Grund auf ändern. Besonders wichtig ist: Unternehmen sollten sich nicht nur ihren eigenen Herausforderungen stellen, sondern auch weitreichendere Faktoren bedenken, die die Funktionsweise unserer Welt grundlegend ändern. Eine wachsende Zahl an Kunden will ganz genau wissen, welche Auswirkungen die Produkte und Leistungen eines Unternehmens auf Mensch wie Umwelt haben.

Darauf reagieren auch die Anleger: Die jährliche Investorenumfrage von EY[1] ergab, dass 80 Prozent der Befragten meinen, dass die Faktoren Umwelt und Soziales relevante Chancen und Risiken mit sich bringen. Sie denken zudem, dass Unternehmen diese in ihren Aktivitäten oft nicht berücksichtigen.

Derzeit richten Investoren ihren Fokus nicht mehr nur auf Transparenz, sondern vor allem auch darauf, ob Unternehmen Nachhaltigkeit zur Steigerung ihrer Performance und Resilienz in ihre Geschäftsstrategien einbezogen haben.

Was aber bedeutet es, Nachhaltigkeit ins Unternehmen zu integrieren?

Zunächst müssen wir definieren, was „Integration“ in diesem Zusammenhang eigentlich bedeutet, denn es gibt dazu kein allgemeingültiges Verständnis. Der Blick auf einschlägige Studien zeigt, dass jeweils unterschiedliche Aspekte betont werden:  

  • Operative Exzellenz: Sie betrifft die Einführung konkreter Prozesse zur Nachhaltigkeitssteigerung. Beispiele sind die Einführung von Richtlinien für ökologische und soziale Nachhaltigkeit bei der Auswahl oder dem Management von Lieferanten sowie die Einbindung von Nachhaltigkeitsrisiken in den Risikomanagementprozess.
  • Integrative Perspektive: Unternehmen und ihre Wertschöpfung werden auf ganzheitliche Weise betrachtet. Dabei wird das Zusammenspiel von Sachanlagen und immateriellen Vermögenswerten berücksichtigt.
  • Innovationsmotor: Umwelt- und Gesellschaftsaspekte werden entlang des gesamten Innovationsprozesses (von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt) berücksichtigt.
  • Antworten auf neue Fragen: Unternehmen befähigen sich, soziale, ökologische und wirtschaftliche Veränderungen zu leben und zu interpretieren. Sie antizipieren Entwicklungen, die eine Änderung des Unternehmenshandelns erforderlich machen können.
  • Neue Geschäftsmodelle: Wenn die Grenzen zwischen ökonomischen- und Nachhaltigkeitsaspekten verschwinden, tauchen neue Geschäftsmodelle auf, die stark von sozialen Einflussfaktoren getrieben werden.

Wie Sie sehen, unterscheiden sich diese Ansätze zum Teil stark voneinander und sind nicht unbedingt aussagekräftig für Entscheidungsträger, die Unternehmensstrategien mitentwickeln. Gerade da die Integration von Nachhaltigkeit von steigender Bedeutung ist, sollten Unternehmen den Begriff „Nachhaltigkeitsintegration“ und die damit verbundenen Möglichkeiten zur Steigerung der Unternehmensleistung besser verstehen.

Viele der weltweit führenden Unternehmen beschäftigen sich verstärkt mit Nachhaltigkeit.

Es entstehen zukunftsgerichtete Konzepte, die innovative, strategische und operative Prozesse umfassen. Mit dem Ziel nachhaltiger Wertschöpfung werden die Prozesse an Veränderungen der Bedürfnisse und Erwartungen des Marktes wie der Gesellschaft angepasst.

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ wird zum Synonym dafür, wie sich Unternehmen an globale Megatrends anpassen und zukunftsfähig machen. Integration bietet dabei vielfältige Chancen, das Tagesgeschäft zu optimieren und künftige Unternehmensveränderungen zu antizipieren: egal, ob es sich um neue Produkte, einen aktualisierten Unternehmenszweck oder neue Geschäftsmodelle handelt.

Wie kann Nachhaltigkeit integriert werden?

In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Management-Theorien zur Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. Sie vermitteln Methoden und Anleitungen zur Integration. Relevante Beispiele sind:

  • Das Gond-Modell: Es identifiziert acht Integrationsstufen: Angefangen bei ersten Aktivitäten, die Nachhaltigkeitsaspekte zunächst unabhängig von der Unternehmensstrategie steuern bis hin zu einer holistischen, integrativen Strategie. Hier wird Nachhaltigkeit in Managementpraktiken und -systeme eingebunden.
  • Der Lozano-Ansatz: Er konzentriert sich auf die unterschiedlichen Arten von Nachhaltigkeitsinitiativen[2] und analysiert den Erfolg der unterschiedlichen Herangehensweisen. Dabei werden jeweils die wirtschaftliche, ökologische, soziale und zeitliche Dimension von Nachhaltigkeit betrachtet. Eine Skala gibt an, inwieweit Nachhaltigkeit in den unterschiedlichen Dimensionen abgedeckt wird.

Über die theoretischen Ansätze hinaus haben globale Konzerne und Think Tanks praxisorientierte Fahrpläne zur Nachhaltigkeitsintegration entwickelt. Hier einige Beispiele:

  • Roadmap for Integrated Sustainability des United Nations Global Compact: Sie liefert eine praktische Anleitung, wie Unternehmen Nachhaltigkeit in ihre Strategie, Geschäftsabläufe und Kultur einbinden können. Vor allem bietet sie eine Reihe von Empfehlungen zur Nachhaltigkeitsintegration für jede unternehmerische Schlüsselfunktion und gibt einen Überblick über aktuelle Ansätze.
  • Sustainability Incorporated des Think Tanks SustainAbility:  Der Leitfaden definiert fünf zentrale Elemente der Integration: (1) das Verstehen des eigenen Geschäftsmodells, (2) die Fokussierung auf wesentliche Themen, (3) die Einbindung von Nachhaltigkeit ins Dienstleistungs- und Produktdesign, (4) die Entwicklung einer nachhaltigen Grundhaltung sowie (5) der Einsatz integrierter Reportings und Analysen der Unternehmenskultur in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte.
  • Executive Guide: Business Models for Shared Value des Network for Business Sustainability: Er befasst sich mit drei operativen Praktiken, die Unternehmen bei der Nachhaltigkeitsintegration helfen können.
  1. Der Fokus liegt bei der Bildung gemeinsamer Werte: (1) Mit dem Sanduhrenmodell können Unternehmen ihre Wertschöpfung auf integrierte und holistische Weise betrachten und beurteilen. (2)
  2. Die Sustainability Strategy Roadmap definiert konkrete Schritte für eine Strategieorientierung im Lichte gemeinsamer Werte. (3)
  3. Das Business Model Thinking Framework unterstützt Organisationen dabei, ein neues, von Werten inspiriertes Geschäftsmodell zu schaffen. Die vorgestellten Modelle haben unterschiedliche Anwendungsbereiche und nutzen verschiedene Prämissen.

Die Entscheidung, welches dieser (oder anderer) Modelle genutzt werden soll, kann zunächst abschrecken, da viele Unternehmen erst gerade damit beginnen, Nachhaltigkeitsaspekte stärker zu fokussieren. Von einer umfassenden Integration in strategische Entscheidungsprozesse sind sie noch weit entfernt. Ein weiteres Problem ist, dass CSR-Manager in der Regel keinen direkten Einfluss auf die Gestaltung der allgemeinen Geschäftsstrategie haben.

Wohin geht die Reise also?

Die Investorenumfrage von EY zeigt eine klare Richtung auf: Die Mehrheit der Anleger lässt Nachhaltigkeitsfaktoren (Umwelt, Soziales, Governance) zusammen mit anderen Geschäfts- und Marktfaktoren in ihren Auswahlprozess einfließen. Investoren erwarten, dass für den Einsatz der Nachhaltigkeitsintegration umfassende Analysen durchgeführt werden müssen, die folgende Aspekte abdecken:

  • Externe Faktoren, die Auswirkungen auf das Unternehmen haben,
  • Themen, die für das Unternehmen heute und in Zukunft relevant sein können,
  • Besondere Auswirkungen dieser Themen auf die Risiken und Chancen des Unternehmens sowie
  • Die Ziele der Unternehmensleitung in Bezug auf das externe Umfeld sowie die definierten Risiken und Chancen.

Die Qualität einer solchen Analyse hat erheblichen Einfluss auf die Fähigkeit des Unternehmens, Nachhaltigkeit strategisch einzubinden und sich für ein geeignetes Vorgehen zu entscheiden.

Ob Sie sich derzeit an den ersten Versuch zur Erarbeitung einer Nachhaltigkeitsstrategie machen oder sich darauf konzentrieren, eine bereits bestehende Strategie besser zu implementieren: Bevor Sie sich für ein Integrationsmodell entscheiden, sind folgende Überlegungen und Maßnahmen hilfreich:

  1. Das Erstellen eines Szenarienplans, der globale Megatrends und relevante Meinungsführer berücksichtigt und dabei auf folgende Dimensionen eingeht: Relevanz von Stakeholdern, Auswirkungen auf Ihr Unternehmen sowie Dringlichkeit für Ihr Unternehmen (kurz-, mittel- oder langfristig).
  2. Intensivierung des Dialogs mit Interessengruppen. Das schafft echtes Verständnis für die Bedürfnisse und Erwartungen Ihrer relevanten Stakeholder.
  3. Vergleich der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie mit den Ansätzen von Konkurrenten, Lieferanten sowie Kunden.
  4. Das schafft ein besseres Verständnis für das Handeln wichtiger Marktakteure. Erweiterung Ihrer Marktanalyse und Risikobewertung, um einen Szenarienplan, der auf globalen Datensets, Informationen über Gesetzgebungsverfahren und aktuellen Erkenntnissen aus der Industrie aufbaut, zu entwickeln.
  5. Damit haben Sie mögliche Risiken und Chancen in der Zukunft fortlaufend im Blick. Pflege der internen Kommunikation zwischen relevanten Entscheidern und der obersten Geschäftsleitung, um Nachhaltigkeitsansätze erfolgreich in die Gesamtstrategie zu integrieren.

Unternehmen, die diese Maßnahmen in Form eines festgelegten Prozesses nutzen (und dabei sehr viel mehr in die Tiefe gehen, als es in der Vergangenheit der Fall war), sind bei der Wahl Ihres Integrationsmodells besser aufgestellt. Sie können einen Ansatz wählen, der ihren Bedürfnissen entspricht, geeignete Voraussetzungen für jedes Geschäftsszenario schafft und den Integrationsprozess ganzheitlich unterstützt. Zudem macht diese Vorgehensweise Ihren Investoren verständlich, warum eine Implementierung der vorgeschlagenen Geschäfts- und Nachhaltigkeitsstrategien das Unternehmen heute und in der Zukunft von der Konkurrenz abhebt.

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    1. Nichtfinanzielle Performance: Vermittelt sie Investoren den wahren Wert Ihres Unternehmens?, EYGM Limited, 2017.
    2. Gond J.P., Grubnic S., Herzig C., Moon J., Configuring management control systems: Theorizing the integration of strategy and sustainability, Management Accounting Research, Volume 23, Issue 3, 205–223, 2012.
    3. Lozano Rodrigo,Towards better embedding sustainability into companies’ systems: an analysis of voluntary corporate initiatives, Journal of Cleaner Production (25), S. 14–26, 2012.
    4. United Nations Global Compact, Roadmap for Integrated Sustainability, https://www.unglobalcompact.org/take-action/leadership/integrate-sustainability/roadmap, zuletzt aufgerufen am 5. März 2018.
    5. SustainAbility, Sustainability Incorporated, , sustainability.com/our-work/reports/sustainability-incorporated, zuletzt aufgerufen am 5. März 2018.
    6. Network for Business Sustainability, Executive Guide: Business Models for Shared Value, https://nbs.net/p/executive-guide-business-models-for-shared-value-02275ff6-3d66-4109-ace3-4fa826caa9af, zuletzt aufgerufen am 29. März 2018.

Fazit

Um Ihr Geschäft fit für die Zukunft zu machen, ist es heute wichtiger denn je, den Aspekt der Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie fest zu verankern. Unternehmen weltweit merken, dass sie sich dafür auf globale Megatrends und deren potentielle Auswirkungen vorbereiten müssen. Diese können die Unternehmensführung in den kommenden Jahrzehnten von Grund auf ändern.